Schüler pöbelten antisemitisch

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Potsdam (epd). Nach antisemitischen Beleidigungen von Mitarbeiterinnen des Berliner Jüdischen Museums an einer Oberschule in Werder/Havel hat das Bildungsministerium eine Überprüfung angekündigt. »Ich nehme diese Vorwürfe sehr ernst und werde dafür sorgen, dass sie aufgeklärt und aufgearbeitet werden«, versicherte Bildungsministerin Martina Münch (SPD) am Freitag. Antisemitische Beschimpfungen seien »völlig inakzeptabel«.

Strafen liegen in der Verantwortung der Schule, erläuterte Münchs Sprecher Stephan Breiding. Er gehe aber davon aus, dass das Verhalten der Zehntklässler Konsequenzen haben werde. Inzwischen soll es einen ähnlichen Fall an einer Oberschule in Erkner gegeben haben. Dort sollen ebenfalls zwei Mitarbeiterinnen des Jüdischen Museums einen Workshop abgebrochen haben, weil Schüler sie anpöbelten. Nach Polizeiangaben wurden die Museumsmitarbeiterinnen, die am Donnerstag zu einem Workshop an die Schule in Werder/Havel kamen, von vier 15-jährigen Schülern beleidigt. Laut einem Zeitungsbericht ist ihnen unter anderem mit den Worten »Euch hätte man früher vergast« gedroht worden. Die Lehrer sollen zunächst nicht auf die Drohungen reagiert haben, so dass die Mitarbeiterinnen selbst die Polizei riefen.

Wenn die Lehrer nicht »adäquat« reagiert haben, müsse auch das überprüft werden, sagte Breiding. Er betonte, dass die Carl-von-Ossietzky-Schule, die Mitglied im Verbund »Schule ohne Rassismus« ist, sehr engagiert bei der Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit sei. »Bei allem Engagement kann man aber nicht in die Köpfe aller Schüler reingucken. Der Geschäftsführer der Regionalen Arbeitsstellen für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule (RAA), Alfred Roos, entkräftete die Vorwürfe gegen Lehrer. Sie haben die vier Verdächtigen ausfindig gemacht und sofort zur Schulleitung gebracht, sagte er im Anschluss an einen spontanen Besuch in der Schule. Zudem seien die Eltern informiert und Klassenkonferenzen anberaumt worden, in denen die vier 15-Jährigen Rede und Antwort stehen mussten. »Die Schule zeigt damit, dass sie den Titel ›Schule ohne Rassismus‹ verdient hat«, sagte Roos. Wie mit den vier Jugendlichen nun umgegangen werde, sei noch unklar. Verbindungen zur rechtsextremen Szene habe keiner von ihnen. Zu dem neuen Vorfall in Erkner sagte Roos, die Tat müsse zunächst aufgeklärt werden, damit klar sei, ob es sich um Schüler oder »nationale Kräfte handele, die auf den Zug aufspringen wollten«.
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