nd-aktuell.de / 04.10.2011 / Brandenburg / Seite 11

Arme Azubis

DGB-Jugend stellt Ausbildungsreport 2011 vor

Der aktuelle Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Berlin-Brandenburg malt ein düsteres Bild vom Ausbildungsmarkt in der Region: Überstunden, schlechte Bezahlung und die Unsicherheit, nach dem Abschluss übernommen zu werden, prägen das Resultat der Studie, für die rund 3000 Auszubildende aus 63 Berufen befragt wurden.
Lediglich jeder vierte Betrieb, der dazu in der Lage wäre, bildet noch aus. Berlin gilt im Bundesvergleich als besonders »ausbildungsschwach«. So fehlten im Jahr 2010 über 14 000 Ausbildungsstellen. In diesem Zusammenhang mutet es seltsam an, dass Politik und Wirtschaft gleichzeitig einen Fachkräftemangel beklagen. Hier seien aber vor allem Arbeitgeber in der Verantwortung, eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu gewährleisten, anstatt das geringe Bildungsniveau der Bewerber vorzuschieben, so eine Forderung der Studie. Denn die Realität zeugt von Unzufriedenheit: Jeder Vierte bricht seine Ausbildung vorzeitig ab, über 30 Prozent leisten regelmäßig Überstunden oder müssen Fehlzeiten während der Berufsschulphase nacharbeiten (10 Prozent). Im Durchschnitt muss ein Auszubildender mit 516,10 Euro im Monat auskommen. Mehr als die Hälfte der Azubis in Brandenburg verdient sogar weniger als 500 Euro. Immerhin 20 Prozent müssen für dieses karge Gehalt zusätzlich Tätigkeiten erledigen, die nichts mit ihrer Ausbildung zu tun haben.
Ein Drittel der Azubis gibt an, dass sie ihre Ausbildung ohne einen Ausbildungsplan absolvieren, was in keinem Fall für eine zielgerichtete, qualifizierte Lehre spricht. Auch der Berufsschulunterricht schneidet in der Umfrage nicht besonders gut ab: Etwa 40 Prozent attestieren ihrer schulischen Ausbildung lediglich ein »befriedigend«. Bei vielen Azubis drücken Zukunftsängste zusätzlich die Arbeitsmotivation, denn nur jeder Siebte wird in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen.
All diese Zahlen legen ein breites Feld an Handlungsbedarf offen, jedoch soll nicht unerwähnt bleiben, dass immerhin 79,4 Prozent der Befragten mit ihrer Ausbildung insgesamt zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind.