Sie haben's einfach mal probiert: Der Erzieher Ben Denn erfand beim Stolpern in seiner Kieler WG das »Hockern«

Auf zum Hocktoberfest!

  • Lesedauer: 3 Min.
Mag sich der Frühherbst 2011 auch (noch) als Spätsommer tarnen: Die nassen grauen Tage und Nächte sind nicht mehr aufzuhalten. Die Hochsaison für Stubenhocker beginnt. Um so tröstlicher ist es, dass der 37-jährige Erzieher BEN DENN und seine Kumpels aus Kiel das Beste daraus machen. Sie demonstrieren, dass es mit und auf Hockern auch heftig zur Sache gehen kann. Und zwar beim »Hockern«, wie der neue Freizeitspaß heißt. Der amtierende »Meister der Welt« kommt aus Herford, und er legte sich den Kampfnamen »Sventastic« zu.
ND: Wollen Sie beweisen, dass sogar Stubenhocker sportlich sein können?
Denn: Stubenhocker ist doch kein Schimpfwort! Eher sollten Sie sich Gedanken machen, falls Sie ein chronischer Nesthocker sind. Dann sind Sie nämlich – vom Standpunkt des Hockersports betrachtet – ein absoluter Anfänger.

Wie grenzt sich ein zünftiger Hockersportler, der also hockert, gegenüber dem alltäglichen Rumhocker ab?
Weil wir das Sitzmöbel, Fachbegriff: »Hocker«, artistisch einsetzen. Zu unserer Community gehören Leute, die aus unterschiedlichen sportlichen Bereichen kommen, von Basketball und Skateboardfahren bis hin zu Capoeira, der brasilianischen Mischung aus Tanz und Kampfkunst.

Beschreiben Sie uns Laien eine Grundübung!
Ein wichtiger Standard ist ganz simpel das Sitzen.

Das Sitzen?! Dann ist der Einstieg ja wirklich nicht schwer!
Genau! Aus dem Sitzen heraus nimmst du den Hocker in die Hand, pendelst ihn hin und her, lässt das Teil los und packst es mit der anderen Hand. Der Hocker kann um den Körper herumgeführt werden oder unter einem ausgestreckten Bein hindurch. Die Performance ist abgeschlossen, wenn du am Ende wieder sitzt.

Genial. Sitzen, wirbeln, schwitzen, wieder sitzen – wie hat das angefangen?
An einem durchschnittlich langweiligen Abend in meiner damaligen WG bin ich einmal über einen Hocker gestolpert. Dabei habe ich den besagten Hocker irgendwie unglücklich weggetreten, aber wohl ziemlich elegant wieder aufgefangen. So dass meine WG-Genossen, die das zufällig beobachtet hatten, spontan riefen: »Mann, das sah ja cool aus! Kannst du das noch mal machen?!« – und das Hockern war geboren.

Nun laden Sie zum »Hocktoberfest« nach Kiel. Die Veranstaltung heißt recht umständlich »Meisterschaft der Welt«. Warum nicht WM?!
Wir sind nun mal ehrliche und bescheidene Typen. Bisher hatten wir wenige internationale Starter hier in Kiel, und eine Weltmeisterschaft kannst du nach unserem Verständnis nur ausrufen, wenn mehrere Nationen antreten.

Reicht für korrektes Hockern jeder beliebige Hocker?
Im Prinzip ja. Selbst die »Meisterschaft der Welt« kannst du meinetwegen mit deinem eigenen Barhocker bestreiten, wir sind völlig undogmatisch.

Im Web kursieren Bilder eines Modells, das, obwohl einer Hantel nicht unähnlich, auf eine bessere Aerodynamik hindeutet.
Okay, wir haben uns tatsächlich mittlerweile geeinigt auf einen Plastikhocker, der von einer Berliner Firma produziert und vertrieben wird.

Die moderne Variante kann man – analog einem Skateboard – augenscheinlich rollen wie ein »Hocker«-Board?
Fein beobachtet. Weil diese Hocker auf beiden Seiten sozusagen trichterförmig sind, werden sie oft auch mit einem Diabolo verglichen, das in Jonglierkreisen populär ist. Und es ist auch ziemlich sinnig, dass die Oberseite genau so schwer ist wie die Unterseite, für Saltos und ähnliche Tricks.

Und die Verletzungsgefahr?
Die lässt sich leider nicht leugnen. Die wichtigste Regel: Du darfst niemals übertreiben und musst deine Grenzen kennen!

Haben auch Hockerdebütanten eine realistische Chance beim Hocktoberfest?
Aber ja. Es kommt nicht unbedingt auf akrobatische Höchstleistungen an. Du kannst auch mit einer humoristischen Einlage gewinnen.

Gespräch: René Gralla

Weitere Infos: »Hocktoberfest 2011« am Sonnabend, 22.10.2011, in Kiel, »Pumpe«, Haßstr. 22 (Einlass ab 20 Uhr), weitere Infos zum Hockern: www.hockern.com
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