nd-aktuell.de / 07.10.2011 / Wissen / Seite 16

Bildungsrauschen

Streit um Zukunft der KMK

Lena Tietgen
Laut Wikipedia befasst sich die Kultusministerkonferenz (KMK) mit »Angelegenheiten der Kulturpolitik von überregionaler Bedeutung«. Hintergrund ist die seit 1948 geltende Länderhoheit. Aufgrund herrschenden Chaos bei der Bildung sehen viele die KMK kritisch und wollen den Bund stärker in die Verantwortung nehmen.

So Bürgerin in ihrem Kommentar zu Christian Füllers Artikel auf www.taz.de vom 30. September 2011 (http://bit.ly/nuqKbY): »Seit Jahren frage ich mich, weshalb man nicht endlich die Kultusministerien abschafft und eine für ganz Deutschland verbindliche Schulreform auf den Weg bringt. Statt auf die kids zu schimpfen, sollten wir ihnen das Recht auf Bildung und Freizeit einräumen.« Wrolf findet den »Artikel interessant: Die Kultusminister sind eine Art Blackbox der Unzuständigkeit. Egal, wo man Kritik hineinwirft, sie kommt nie wieder heraus. Wer sich mit ›schwarzem Lernen‹ befasst, weiß, dass das heimliche Lernziel der KMK der sich ohnmächtig fühlende, unkritische Untertan ist. Darauf zielt die staatliche deutsche Schule immer noch ab.«

Auf www.spiegel.de lässt sich am 29. September 2011 der scheidende Generalsekretär der KMK, Erich Thies, über »schwindende Solidarität der Länder, das Wirrwarr der Schulformen und die Kumpanei zwischen Professoren und Doktoranden« aus (http://bit.ly/pOWWGk) Dazu schreibt settebellezze: »Bisher hat die KMK durch wenig durchdachte Reformen geglänzt: G 8, Bologna Reform und dann noch ein Vorsitzender unter Plagiatsverdacht. Herr Thies ist ein kluger Mann, die KMK ein verantwortungsloser Haufen. Weg damit.« Für sappelkopp »krankt unser Bildungssystem vor allem am Sagen der kleinen Provinzfürsten in Wiesbaden, München, Kiel oder Saarbrücken (und vielen weiteren Städten). Kultur mag in den Alpen anders sein als auf der Nordseeinsel. Aber Bildung sollte gleich sein.«

Nur hauptkommissartauber mahnt: »Leute, wir hatten zwei zentralistische Staaten auf deutschem Boden, die alles andere als erfolgreich waren. Die Landespolizeien setzen im Großen und Ganzen auch gleiches Recht um und niemand will eine einzige Bundespolizei. Wettbewerb ist wichtig, Kreativität und Verantwortung müssen möglichst weit unten angesiedelt sein. Die Direktoren brauchen Befugnisse, die Lehrer Freiraum. Engagierte Lehrer und Lehrpläne aus Schwerin, Saarbrücken oder Stuttgart sind mehr wert als von Berliner Spitzenbeamten ausgetüftelte Lehrpläne, auch wenn Inhalte gleich sind. Denn engagierte Lehrer infizieren Kinder mit Bildung und ziehen engagierte Eltern an. Aristoteles: ›Einen jungen Menschen unterrichten heißt nicht, einen Eimer füllen, sondern ein Feuer entzünden‹ – Das Gegenteil ist der Nürnberger Trichter.