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Staunen über Ostautoren

  • Sabine Neubert
  • Lesedauer: 1 Min.

Im Kölner Rundfunkstudio sprechen im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse drei Literaturexperten über die jüngst erschienenen neuen deutschen Romane. Eine Kritikerin wundert sich: in den letzten Jahren habe es doch sehr viel Literatur über Ostdeutschland gegeben. Man habe angenommen, es sei nicht mehr viel Neues zu sagen und zu erwarten. Aber, so die Dame weiter, es gebe jetzt ganz erstaunlicherweise verhältnismäßig viele Bücher zu diesem Thema. Die beiden Herren stimmen zu, genannt werden Eugen Ruge und Judith Schalansky, die in der Tat überaus beeindruckende Romane geschrieben haben.

Aber gibt es denn wirklich so »verhältnismäßig viel« Literatur über die »ehemalige DDR«? Dass darüber schon so gut wie alles gesagt sein soll, solche Äußerungen finde ich ärgerlich. Eigentlich hat mit Uwe Tellkamps »Turm« eine differenzierte Darstellung sehr unterschiedlicher ostdeutscher Milieus, auch bildungsbürgerlicher, erst begonnen. Die meiste Literatur der »zweiten Generation DDR«, wie das jetzt heißt, hatte, unterstützt durch einseitige politische Darstellungen, ein sehr schlichtes Grundmuster: Erziehung, Anpassung, Förderung, Kritischwerden, Ablehnung. Dass es viel kompliziertere Lebenswege gab, findet erst ganz allmählich Niederschlag in der Literatur.

Und was die »Verhältnismäßigkeit« betrifft: Immerhin besteht Deutschland zu mehr als einem Viertel aus Ostdeutschland, und an neuer Literatur kommt von dort höchstens jedes zehnte Buch.

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