Tamarillo könnte ganz gut auch Eierbaum heißen

GARTEN: Spannendes Warten auf reife Tomaten in Traufhöhe – oliv sind sie schon geworden

  • Lesedauer: 3 Min.

Die letzten Tomaten bekommen in der Obstschale gerade einen Hauch von Farbe, am besten neben Äpfeln, die ihnen dabei durch ihren Atem ein bisschen behilflich sind. Einige hängen sogar noch am Strauch, aber da sie kein Gewächshaus um sich herum haben, werden sie wohl direkt kompostiert werden. Andere hingegen hängen sogar noch am Baum. (Foto: B. Müller)

Und auf diese bin ich besonders gespannt. Vor drei Jahren zog die Baumtomate bei mir ein; ich hatte keine Ahnung von ihrer Pflege und Erziehung. Meine Erwartung, dass sie mich im ersten Jahr unseres Zusammenlebens mit Früchten beglücken würde, enttäuschte sie, entwickelte als Entschädigung prächtige Blätter: sehr groß und duftend, ein bisschen nach gerösteten Erdnüssen.

Den ersten Winter verbrachte sie im Zimmer und wuchs stur nach oben. Doch erst wenn sie sich verzweigt, setzt sie Blüten an, ähnlich wie zum Beispiel die Datura. Also wurde sie bei etwa einem Meter gekappt. Und ihre Spitze kam in die Erde, wo sie auch sehr willig wurzelte und eine neue Baumtomate heranwuchs. Was taten Mutter und Ableger? Sie wuchsen wieder nur in die Höhe und nicht in die Breite. Erst zum Ende der Vegetationszeit begannen sie sich doch zu verzweigen. Na, wenigstens etwas. So kamen die beiden in den kühlen, ziemlich dunklen Keller zum Überwintern.

Inzwischen wusste ich, dass die Baumtomate oder der Tomatenbaum ein Nachtschatten ist wie die ganz normalen Tomaten und auch wie diese aus dem Hochland von Peru, stammt. Darin erschöpft sich aber schon ihre Gemeinsamkeit. Der mehrjährige immergrüne Tomatenbaum bekam seinen deutschen Namen wohl nur, weil seine Früchte (kein Gemüse!) ähnlich wie Tomaten aussehen. Nimmt man die Form der Früchte, könnte man ihn auch Eierbaum nennen.

Die botanische Bezeichnung lässt wenig Verwandtschaft erkennen; meine Bäume hören auf den Namen Cyphomandra betacea (auch Solanum betaceum wird benutzt). Sie sind nicht sehr lichthungrig, haben in der Winterpause nicht nur ihr Laub behalten, sondern auch Knospen angesetzt. Jetzt bin ich gespannt, wie unter den herbstlichen Licht- und Temperaturbedingungen die Beeren welchen Geschmack entwickeln werden. Noch sind sie ganz hart, erst wenn sie auf Druck nachgeben, sind sie reif.

Tamarillos werden ohne die bittere Schale gegessen. Ihr Fruchtfleisch unter hellroter Schale ist gelb und reich an Kalium, Magnesium, Eisen, Provitamin A, Vitamine C, E und B sowie Folsäure. Ob sich meine Früchte noch rot färben werden, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall haben sie sich zunächst von grün bis fast oliv gewandelt.

Wem Cyphomandra betacea eine Nummer zu groß ist, kann es auch mit C. abutiloides probieren. Die Zwergvariante soll nur zwei Meter hoch werden und trägt gelbe Tamarillos. Und wenn man die Pflanzen in keinem zu großen Topf oder Kübel Fuß fassen lässt, kann man ihr Wachstum durchaus zügeln. Deshalb ist es beim Umtopfen immer ratsam, nur das nächst größere Gefäß zu nehmen. Was bei vielen anderen Kübelpflanzen auch zutrifft. Auf diese Weise gebremst, kann man Gewächse über Jahre in Töpfen kultivieren, ohne dass sie unhandlich werden beim Ein- und Ausräumen.

Brigitte Müller, Hobbygärtnerin

und Umweltautorin

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