Lieber mit netten Leuten, als mit dem Rechner

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Das ist eine strategische Herausforderung, die auch einem Fußballstar wie Lukas Podolski gefallen würde. Ganz im Sinne von seiner Definition, dass »Fußball wie Schach« sei, bloß »ohne« Würfel. Doch genau die spielen eine nicht unwesentliche Rolle bei »Risiko«, das mittlerweile ein Neoklassiker der Brettunterhaltung ist. Der Wettkampf um die Vorherrschaft in einem Szenario, dessen Koordinaten von einer vereinfachten Weltkarte vorgegeben werden, basiert auf einem Konzept des französischen Regisseurs Albert Lamorisse (1922 -1970). KERSTIN NEICKER hat es bereits mit Erfolg probiert. Die 23-jährige studiert an der Uni Köln. Beim Testlauf für die offizielle »Risiko«-DM, das war die Deutsche Studentenmeisterschaft 2011, hat sie es bis ins Finale nach Leipzig geschafft.

ND: »Risiko« wirkt ja auf den ersten Blick wie das typische Jungensding: Armeen in Stellung bringen, Länder einkassieren. Was hat das für eine junge Frau?
Neicker: Das war eine ziemlich spontane Entscheidung. Weil ich gelegentlich ein paar Runden »Risiko« mit Freunden zocke, bin ich aus Neugier zur Vorrunde in Köln gegangen. Ohne ernsthaft damit zu rechnen, dass ich nun sogar um den Titel in Leipzig kämpfen würde.

Was ist der Kick an der Welteroberung mit Minimännchen?
Generell mag ich Brettspiele. Und an »Risiko« gefällt mir, dass dies ein Strategiespiel ist, das einen ständig fordert: weil sich das Blatt von einem Zug auf den anderen wenden kann. So dass man ständig hinterher sein muss, nicht an den Rand gedrängt zu werden.

Schieben Sie zwischen Brettspielen gelegentlich auch ein E-Game ein?
Nein, ich ziehe Brettspiele vor. Wegen des gesellschaftlichen Aspekts: Man sitzt nicht vor einem Rechner, sondern zusammen mit netten Leuten an einem Tisch, und dabei wird kommuniziert, das finde ich entscheidend.

»Risiko« ist weniger kompliziert als Schach, aber offenbar trotzdem nicht so simpel wie »Mensch ärgere dich nicht«, wo bekanntlich ebenfalls die Würfel über den Erfolg oder Misserfolg von Manövern entscheiden.
Und genau das ist eine gute Mischung. Du hast es selber in der Hand, deine Einheiten sinnvoll aufzustellen, aber gleichzeitig wird dem Zufall eine Chance gegeben, wenn die Würfel fallen. Das macht den speziellen Reiz aus.

Was gibt bei »Risiko« am Ende den Ausschlag: die akribische Planung oder der Glücksfaktor?
Letztlich setzt sich die bessere Strategie durch. Zum Beispiel ist es ratsam, eine solide Basis aufzubauen und nicht sofort wild anzugreifen. Das ist auch mein Stil: Ich beginne vorsichtig, sichere rückwärtige Stützpunkte ab, erst danach setze ich auf Expansion.

Was für Bündnisse sind zwischen den Teilnehmern erlaubt?
Während des freien Spiels ist das nicht unüblich. Dagegen sind geheime Abreden in den offiziellen Regeln nicht vorgesehen.

Typisch für »Risiko« ist die lange Dauer der Partien. Da kann sich ein Spielabend in eine lange Nacht verwandeln. Wie soll das bei einem Rundenturnier funktionieren?
Deswegen gibt es ein Zeitlimit, während der Deutschen Studentenmeisterschaft waren das anderthalb Stunden pro Match. Jeweils vier Kandidaten saßen am Brett, und am Ende wurden die Punkte addiert, dafür wurden besetzte Länder und Hauptstädte gewertet.

Nun startet die erste Offene Deutsche Meisterschaft im »Risiko«. Werden Sie wieder antreten?
Auf jeden Fall, sofern ich das zeitlich irgendwie hinkriege.

Haben Sie noch einen speziellen Tipp für Anfänger, die quasi aus dem Stand ins Rennen einsteigen wollen?
Vorher die Regeln durchlesen, ansonsten gilt: sich das einfach trauen. Für »Risiko« musst du kein Profi sein und vorher ewig geübt haben.

Gespräch: René Gralla

Erste Qualifiktionsrunde zur 1. Offenen Deutschen »Risiko«-Meisterschaft: auf den Internationalen Spieletagen »Spiel '11« in Essen, 20. Oktober 2011 (Donnerstag) ab 14 Uhr auf dem Messegelände, Halle 10 (Hasbro-Stand); weitere Infos (insbesondere zu den anderen Vorrundenorten): www.risiko-spiel.de

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