Grillverbot im Tiergarten geplant

Bezirk Mitte will Verschmutzung des Parks vorbeugen

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa/nd). In der Diskussion um das geplante Grillverbot im Tiergarten haben die Barbecue-Freunde des Parks unerwartet Schützenhilfe von der Jungen Union erhalten. »CDU und SPD haben sich im Bezirk Mitte auf ein Grillverbot im Tiergarten geeinigt ... Die Junge Union Berlin sieht das ganz anders«, erklärte deren Landesvorsitzender Conrad Clemens am Samstag. Das Tierpark-Grillen sei Teil des Berliner Lebensgefühls. »Strenge Verbote passen nicht zum Freizeitverhalten der Berlinerinnen und Berliner.«

SPD und CDU im Bezirk Mitte haben sich übereinstimmenden Medienberichten zufolge auf ein Grillverbot im Tiergarten geeinigt. Die Bezirksverwaltung war für eine Stellungnahme am Samstag nicht zu erreichen. »Schade, die CDU kann Regierungspolitik wieder mitgestalten und das erste, was ihr einfällt, ist ein Grillverbot«, so Clemens. Er forderte die Mutterpartei auf, das Verbot zu stoppen.

Zuvor hatte der Vorstandssprecher des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg (TBB) den Plan zum Grillverbot scharf kritisiert. »So wird den Familien, besonders den kinderreichen, eine Möglichkeit genommen, am Wochenende draußen ihre Freizeit zu gestalten«, sagte Hilmi Kaya Turan der Nachrichtenagentur dpa. Ein Verbot treffe nicht nur Türken, sondern Mitglieder verschiedener Kulturen, die sich beim Grillen im Tiergarten begegneten.

Für das öffentliche Grillen im Großen Tiergarten gilt eine Sondergenehmigung. Diese könnte jetzt abgeschafft werden. Die CDU fordert seit langem ein Verbot, um eine Vermüllung der Grünanlage entgegenzuwirken. Aber auch der zuständige Stadtrat hatte bereits nach Ostern 2011 mit einem Grillverbot gedroht, wenn der Grill-Müll nicht deutlich weniger werde.

Auch TBB-Landessprecher Turan sieht in der Verschmutzung des Parks ein Problem. Ein »gemeinschaftliches Unterfangen«, dies zu bekämpfen, zöge er aber einem Verbot vor. Sein Verband hatte sich für 2012 vorgenommen, Aufklärungsarbeit im Park zu leisten und »die persönliche Ansprache« zu den Grillfreunden zu suchen. Durchschnittlich acht Tonnen Müll lassen Griller an einem Wochenende an den Grilllätzen im Tiergarten liegen. Im Jahr kommen so 160 Tonnen zusammen. Den Bezirk Mitte kostet die Entsorgung 360 000 Euro im Jahr. Geld, das er lieber für die Instandhaltung von Kinder- und Jugendeinrichtungen nutzen will.

Die Junge Union hingegen würde statt eines Verbots lieber die Griller an den Aufräumkosten beteiligen. Sie schlägt nach dem Angler-Vorbild den Verkauf von »Grillkarten« vor.

Laut Medienberichten sollen den Tiergarten-Grillern als Alternative zusätzliche Barbecue-Flächen auf dem Tempelhofer Feld zur Verfügung stehen. Laut TBB-Landessprecher Turan sei aber ein wichtiges Zeichen, dass Grillen in »Berlins bedeutendster Grünanlage« weiter erlaubt sei.

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