nd-aktuell.de / 17.10.2011 / Kommentare / Seite 11

Nathans Kicker

Christin Odoj über interreligiöse Fußballturniere

Gotthold Ephraim Lessing, einer der glühendsten Vertreter der aufklärerischen Toleranzidee, wäre begeistert gewesen. Er selbst hätte sich doch keine schönere moderne Parabel auf die Frage nach der wahren Religion ausdenken können: ein interreligiöses Fußballturnier.

Anstatt sich aber in komplizierten Gleichnissen zu verlieren, treffen sich in der modernen, radikal vereinfachten »Nathan«-Version Vertreter der großen Weltreligionen auf einem grünen Rasen und es kommen weder Ringe noch Könige zum Einsatz.

Die Fronten sind geklärt: zwei Tore, ein Ball und 22 Pfarrer und Imame aller Herrgottsländer, die gewinnen wollen. Dabei geht es eben nicht um die Vormachtstellung im Abendland oder eine endgültige Friedenslösung für das Morgenland. Die Gläubigen treten sogar in gemischten Mannschaften gegeneinander an. Es geht schließlich um etwas Größeres, nämlich den religiösen Teamgeist.

Dabei wurde nach Angaben der Organisatoren »ernsthaft Fußball« gespielt. Der Schiedsrichter habe auch Karten zeigen und einen Strafstoß geben müssen. Alle Probleme seien aber sofort auf dem Spielfeld ausgeräumt worden. Also einfach kick it - like Jesus, Allah und all die anderen.

Am Ende sollten sich vielleicht wir alle die alte Lessingsche Fußballweisheit »der Aberglaube schlimmster ist, den seinen für den erträglicheren zu halten« ebenfalls zu Herzen nehmen.

Schöne neue Welt, in der selbst Jahrtausende alte Meinungsverschiedenheiten im Elfmeterschießen geklärt würden.