Fox blieb auf der Strecke

Der britische Verteidigungsminister stolperte über seinen Freund Werritty

  • Ian King, London
  • Lesedauer: 3 Min.
Mit dem Rücktritt des britischen Verteidigungsministers Liam Fox wird die Regierung von Premier Cameron von einer Affäre entlastet. Fox' Nachfolger ist der bisherige Verkehrsminister Philip Hammond.

Britanniens Konservative lieben die Fuchsjagd zu Pferd, über Stock und Stein, mit Hundemeute und Halali-Blasen; Labour verbot ihnen das Vergnügen, aber der Sport wird unter fadenscheinigen Vorwänden weitergeführt. Wenn der Fuchs jedoch Dr. Liam Fox heißt und das Verteidigungsministerium leitet, werden Tories nicht von Mordlust befallen. Premier David Cameron hielt zwei Wochen lang an seinem rechten Flügelmann fest, der ihm 2005 die Parteiführung streitig gemacht hatte, fand sogar nach dem Rücktritt versöhnliche Worte für den Gestrauchelten. In welche Falle begab sich der Fuchs? Was jetzt?

Der schottische Medikus scheiterte nicht an seinen Freunden, sondern an einem bestimmten Freund, seinem Trauzeugen und Geschäftspartner Adam Werritty. Der Gefährte war so lange im Gesundheitssektor aktiv, wie Fox im Schattenkabinett diesen Bereich abdeckte; als Fox ins Verteidigungsministerium einzog, verlegte sich Werritty aufs Waffengeschäft. Zusammen gründeten sie die proamerikanische und proisraelische Propaganda-Organisation Atlantic Bridge sowie eine ominöse Firma namens Pargav, der Werritty mit Luxusflügen und 5-Sterne-Hotelzimmern versorgte. Was sich die Rüstungsfabrikanten und rechten Meinungsmacher versprochen haben? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Denn Adam Werritty hatte kein offizielles Amt inne, als er und Fox Treffen mit dem Präsidenten von Sri Lanka, Gespräche mit Geschäftsleuten in Dubai führten oder rechte Bush-Freunde in Washington ohne Beamte trafen. Weder war er offizieller Berater des Ministers, wie monatelang auf seiner Visitenkarte prangte, noch stand er in Diensten der konservativen Partei. Also ein wandelnder Verlegenheitsgrund, der Einfluss und möglicherweise Aufträge verkaufte. Ein vom Chef-Ministerialbeamten Sir Gus O?Donnell verfasster Untersuchungsbericht soll erst in dieser Woche veröffentlicht werden. Also noch kein »rauchender Colt« - oder eine plagiierte Doktorarbeit. Aber der Korruptionsgeruch, der vom Minister ausging, stank schon zum Himmel. Nach zwei entnervenden Wochen mit immer ominöseren Nachrichten wurden die Generale und Admirale ihren Chef los, rechte Tory-Abgeordnete wie Peter Bone beklagen in Fernsehinterviews den Verlust eines Bündnisgenossen.

Bei drohenden Rücktritten sieht ein Premier meistens nicht gut aus. Entweder hält er seine kompromittierten Günstlinge zu lange im Kabinett wie seinerzeit John Major, oder er lässt sie wie heiße Kartoffeln fallen, so beispielsweise Tony Blair mit seinem Freund Peter Mandelson. Cameron war klüger, erinnerte an die Unschuldsvermutung, behielt den früheren Rivalen so lange im Amt, bis Fox selber als völlig Diskreditierter zurücktreten musste. Statt als Hinterbänkler enttäuschte Anti-Europäer um sich scharen zu können, dürfte Fox seine politische Zukunft schon hinter sich haben wie die von ihm organisierten Kriege in Libyen und Afghanistan. Diese Probleme hat jetzt sein Nachfolger, der bisherige Verkehrsminister Philip Hammond, zu verantworten. Nur gelegentlich werden Großbritanniens Steuerzahler noch an den gefallenen Fox denken: So, wenn sie dank seiner tätigen Mithilfe zwei neue Flugzeugträger bezahlen dürfen, aber für die Flugzeuge, die von den Schiffen starten sollen, auf Jahre das Geld fehlt.

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