Zentralbibliothek wird gebaut

CDU und SPD einigen sich bei Koalitionsverhandlungen / Auch Kunsthalle nicht ausgeschlossen

  • Kirsten Baukhage, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Koalitionsgespräche zwischen Rot und Schwarz in Berlin laufen wie geschmiert. In weniger als zwei Stunden einigten sich SPD und CDU am Montag auf die Schwerpunkte bei Kultur, Justiz und Medien.
SPD und CDU in Berlin haben auch in der Kultur- und Justizpolitik Kompromissfähigkeit in strittigen Punkten bewiesen. In der zweiten Runde ihrer Koalitionsverhandlungen einigten sich beide Parteien am Montag auf einen möglichst billigeren Neubau für die Landes- und Zentralbibliothek. Einen solchen hatte die CDU vorher als unsinnig und mit geschätzten Kosten von 270 Millionen Euro als zu teuer abgelehnt.

Auch der Bau einer Kunsthalle für zeitgenössische Kunst ist nicht ausgeschlossen, wenn sich dafür vorwiegend private Geldgeber finden. Das gaben der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und der CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende Frank Henkel bekannt. Eine Kunsthalle hatte selbst der rot-rote Senat wegen der überschuldeten Landesfinanzen abgelehnt.

Wowereit und Henkel demonstrierten erneut entspannte Einigkeit. Der CDU-Chef überließ Wowereit gern die Verkündung der Ergebnisse zu seinen beiden Lieblingsprojekten. Der Regierungschef, der seit 2006 auch das Kulturressort verantwortet, möch-te jungen, noch nicht etablierten Künstlern in der neuen Kunsthalle Möglichkeiten zum Ausstellen verschaffen. Die Kosten wurden mit 30 Millionen Euro veranschlagt.

Die CDU stimmte dem Projekt unter dem Vorbehalt zu, dass möglichst nur private Investoren die Kunsthalle errichten. Eine öffentliche Beteiligung ist aber nicht ganz ausgeschlossen. Das müsse jetzt alles geprüft werden, sagte Wowereit. Ein Baubeginn und auch der Standort könnten deshalb noch nicht feststehen.

Zur Bibliothek hieß es: »Die Koalition wird den Neubau der Zentral- und Landesbibliothek am Standort Tempelhofer Feld realisieren. Die Koalition geht davon aus, dass der Neubau gemessen an der Bedarfsplanung günstiger ist als die Ertüchtigung der (beiden bisher auseinander liegenden und teils maroden Standorte) Amerika-Gedenkbibliothek oder des Standorts Breite Straße.« Die Koalition werde die Prüfung der Baukosten und der Bauplanung unverzüglich einleiten, so dass der Baubeginn noch in dieser Legislaturperiode erfolgen könne.

Unstrittig ist zwischen Sozial- und Christdemokraten auch der Wiederaufbau des Stadtschlosses als sogenanntes Humboldt-Forum für 590 Millionen Euro. Die CDU wollte einen symbolischen ersten Spatenstich noch in diesem Jahr. Geplant ist er erst für 2013. Auf Nachfragen dazu wich Henkel aus. »Ich weiß, dass der Eindruck vorherrscht, in Koalitionsverhandlungen geht es zu wie auf dem Basar. Das Schloss ist unstreitig, hier gab es nichts einzutauschen.«

Ferner einigten sich SPD und CDU darauf, den neuen Hauptstadtflughafen in Schönefeld wie geplant am 3. Juni 2012 zu eröffnen und später bei zusätzlichem Passagieraufkommen auch auszubauen. Auf dieses Bekenntnis zur Erweiterung des Flughafens mit einer möglichen dritten Start- und Landesbahn hatte Klaus Wowereit als Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft Wert gelegt.

Das wäre mit den Grünen ebenso schwer geworden wie der Weiterbau der Stadtautobahn A100, an dem die rot-grünen Koalitionsgespräche gescheitert waren.

Im Streit um die Flugrouten sollen Alternativen zum Überfliegen des Müggelsees ernsthaft geprüft werden.

Auch das Ressort Justiz ist bereits abgeschlossen worden. Beide Parteien einigten sich darauf, die neue Justizvollzugsanstalt Heidering in Brandenburg 2012 zu eröffnen. Auf Wunsch der CDU soll für die 648 Haftplätze im geschlossenen Männervollzug genügend Personal eingesetzt werden, um auch Resozialisierungsmaßnahmen zu ermöglichen. Ferner setzte die CDU durch, dass im Landesrichtergesetz die Eidesformel mit religiösem Bezug wieder die Regel wird.

Nach den Worten Henkels werden bei der Bekämpfung der Kriminalität Schwerpunkte auf Jugend-, Wirtschafts- und Internetkriminalität gelegt. Ferner habe man sich auf beschleunigte Verfahren nach dem Neuköllner Modell geeinigt.

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