Einmalig ignorant

Standpunkt von Silvia Ottow

  • Lesedauer: 2 Min.

Es war nicht zu erwarten, dass sich die deutschen DAX-Unternehmen einer gesetzlich verankerten Frauenquote öffnen würden. Warum sollten sie sich Arbeit machen, wenn es sich in dieser Bundesregierung lediglich eine belächelte Außenseiterin leistet, wider den Stachel zu löcken und diese gefürchtete Forderung vorzutragen?

Nein, eine Frauenquote wie sie - in unterschiedlicher Ausprägung zwar, aber immerhin - in mindestens sieben europäischen Ländern um uns herum existiert, kommt für Siemens, Fresenius, Adidas, Telekom oder Deutsche Bank überhaupt nicht in Frage, wenigstens so lange Rösler, Leutheusser-Schnarrenberger, Schröder und Merkel die politische Richtung bestimmen. Die sind wahrscheinlich heute noch dankbar, dass der sozialdemokratische Bundeskanzler Schröder seinerzeit seine Frauenministerin zurückpfiff, als sie den Unternehmen schon einmal mit so einer Zumutung kam. Seitdem wird in Führungsetagen auf eine Menge Sachverstand verzichtet und es wird - was beinahe noch schlimmer ist - ein Beispiel dafür gegeben, dass man Rückständigkeit und Ignoranz in dieser Gesellschaft mit Hilfe der Politik wunderbar kultivieren kann.

Einmalig ist an der Ankündigung der DAX-Firmen, sich demnächst freiwillig ein paar Frauen an den Beratungstisch zu holen, vor allem die Dreistigkeit, mit der sie diese uralte Verweigerungstaktik als Initiative darstellen. Und die Unterwürfigkeit der Politik den Unternehmen gegenüber ist inzwischen so groß, dass sie sich dafür freiwillig veralbern lässt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal