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Aufmarsch der Laubbläser

Auf Grünflächen und in Parks wird derzeit lautes Gerät eingesetzt - Beispiele aus Sachsen-Anhalt

  • Lesedauer: 3 Min.
Rot und gelb gefärbte Blätter im Wind - so romantisch könnte der goldene Herbst sein. Doch die Realität ist anders: Vielerorts kämpfen Kommunen mit ohrenbetäubend lauten Maschinen gegen das Laub.

Magdeburg. (dpa/nd). Mit dem Herbst kommt in Sachsen-Anhalt in vielen Städte der große Krach: Dröhnende Laubbläser werden auf Grünflächen und in Parks gegen das herabfallende Laub der Bäume eingesetzt. Viele Kommunen halten die Maschinen für unverzichtbar, wie eine dpa-Umfrage ergab. Der Grund: die lauten Helfer sparen enorm viel Zeit - und damit Geld. Naturschützer dagegen schlagen Alarm: Die »High-Tech-Geräte« seien eine Todesfalle für Schnecken, Käfer und Molche.

Eine Tonne pro Tag

Bis zu knapp vier Dutzend Laubbläser setzt allein Magdeburg auf Grünflächen und Friedhöfen ein. »Der Einsatz von Laubblasgeräten ist unerlässlich, um vor dem Frostbeginn in kürzester Zeit die Rutschgefahr durch nasses Laub zu beseitigen«, erklärte Stadtsprecherin Cornelia Poenicke. »Ein Verzicht würde den Stundenaufwand um ein Vielfaches erhöhen.« In Wohngebieten gebe es aber zeitliche Einschränkungen. Und bei Bestattungen werde auf die Geräte ganz verzichtet.

Stärkere Einschränkungen gibt es in Zeitz, wo nur zwei der Geräte zur Verfügung stehen. »In der Stadt Zeitz setzt der Servicebetrieb gerade in der Innenstadt lieber auf die Handkehrung«, erklärte Sprecher Sebastian Nicolai. Dadurch würde auch das Pflaster am wenigsten beschädigt. Die Bläser kämen nur an schwer erreichbaren Stellen wie etwa zwischen Hecken zum Einsatz. In Dessau-Roßlau sind 15 Menschen im Kampf gegen das Laub unterwegs. Drei der 1-Euro-Jobber hätten Laubbläser dabei. Bilanz pro Tag: 1 Tonne Laub.

Stendal und Haldensleben betonen den Zeitvorteil der Maschinen. Allein 800 Kubikmeter Laub sammelt Haldensleben im Jahr ein - das entspricht der Ladung von mehreren großen Lastwagen. 17 Arbeiter sind dort tätig - aber nur sieben davon mit Laubbläsern. Eine ähnliche Größenordnung meldet Stendal. Dort sind bis zu fünf Kräfte mit Laubbläsern im Einsatz - allerdings vor allem zum »Nachputzen«. Dafür werde dann nur halb so viel Zeit benötigt wie ohne die Maschinen.

Untersuchung auf Gifte

Stendal kümmert sich auch um mögliche Giftstoffe in den Blättern. So werde das eingesammelte Laub auf Blei, Kupfer, Zink oder Nickel untersucht. Bisher wurden aber keine Überschreitungen festgestellt, die Laubberge werden kostenfrei Bauern zum Düngen der Felder zur Verfügung gestellt. In Haldensleben wandern die Laubberge dagegen auf den Komposthaufen. Aschersleben setzt überwiegend auf Handkehrer - das Laub wird dann aber mit großen Saugern auf Transporter geladen.

Naturschützer fordern bereits seit Jahren die Rückkehr zu Besen und Rechen. Die Maschinen seien so laut wie Presslufthammer und eine Gefahr für viele Tiere. So meinte etwa der NABU, das entfernte Laub vernichte wichtige Unterschlupforte für Schnecken und Regenwürmer, die sich sonst ganz natürlich um die Beseitigung der Blätter kümmerten. Junge Igel, Frösche und Molche könnten zudem durch große Saugmaschinen in Stücke gerissen werden.

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