Meister der Macht

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Geist eines Meisters des Machtspiels umwehte die Rebellen vom linken Flügel der Grünen am Mittwoch. Für die Pressekonferenz zum großen Sturm im Wasserglas gegen die eigene Fraktionsführung luden die Aufständischen ausgerechnet in ein ehemaliges Büro Helmut Kohls im Abgeordnetenhaus. Der war zwar lange nicht dort, doch die Aura eines dermaßen ausgewiesenen Experten für das Parteispendenwesen weicht natürlich so schnell nicht. Wahrscheinlich sitzt sie unter jener dunkelbraunen Holztäfelung der Bürodecke - wurde die doch angeblich vom politischen wie körperlichen Schwergewicht Kohl persönlich in Auftrag gegeben.

Die »Berliner Zeitung« meint, Kohl wäre in jenem Büro schon etwas eingefallen, um rebellierende Parteifreunde zum Straucheln zu bringen. Vielleicht erklärt sich die Ortswahl aber auch umgekehrt mit einer Hoffnung der Renegaten um den Grünen Dirk Behrendt: dass etwas von der kohlschen Intrigen-Fertigkeit auf sie übergehe. In der nun aufgenommenen Fehde gegen den eigenen Fraktionsvorstand können sie wahrscheinlich jeden Verbündeten gebrauchen.

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Es ist erstaunlich, welche Nebensächlichkeiten zum Medienereignis werden, wenn nur die Piratenpartei damit zu tun hat. Mittlerweile weiß aber jeder, dass die programmlose Truppe viele Laptops besitzt und einer von ihnen einen Schlapphut trägt. So wurde die Tatsache, dass bei einem Parteiausflug nach Island auch Dosenbier im Piratengepäck war, begeistert auf die Zeitungsseiten gehoben - was aber immer noch spannender war als die andauernd »transparent« gemachten Sitzungsprotokolle der Partei.

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