Letzter Akt im Jackson-Thriller

Geschworene sprachen den Mediziner Conrad Murray schuldig am Tod des Sängers

  • Barbara Munker, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Zwölf Geschworene haben in Los Angeles ein Schuldurteil gefällt. Michael Jacksons früherer Arzt ist für den Tod des Popstars verantwortlich. Fans und Familie des »King of Pop« jubeln.

Am 25. Juni 2009, in Deutschland kurz vor Mitternacht, erklärten Ärzte Michael Jackson für tot. Jetzt hat die Familie des »King of Pop« einen Schuldigen. Als am Montag das Urteil verlesen wurde, waren Jacksons Eltern Katherine und Joe sowie mehrere Geschwister des Sängers im Gerichtssaal. Hunderte Fans brachen vor dem Gebäude in Los Angeles in Jubel aus.

In den Augen der zwölf Geschworenen hat Mediziner Conrad Murray (58) strafbar fahrlässig den Tod des Popstars herbeigeführt. Die Anklage hatte mit 33 Zeugen und Hunderten von Beweisstücken schweres Geschütz aufgefahren. Nach ihrer Darstellung hatte der Herzspezialist dem Popstar an seinem Todestag große Mengen des Narkosemittels Propofol gespritzt, seinen Patienten dabei aus den Augen gelassen, in heller Panik eine mögliche Wiederbelebung verpatzt, Spuren vertuscht und erst viel zu spät den Notarzt gerufen.

Der Narkose-Spezialist der Anklage, Steven Shafer, hielt Murray 17 »unverzeihliche« und »ungeheuerliche« Fehler vor. Als »verrücktes Szenario« tat der Anästhesist die Theorie der Verteidigung ab, dass sich Jackson das Mittel möglicherweise selbst gespritzt habe, als sein Arzt nicht im Raum war. Murrays Team ging das Risiko ein, Jackson als »Schuldigen« an den Pranger zu stellen. Regelmäßig habe der von Ängsten und Schlaflosigkeit geplagte Star seine »Milch« verlangt. So nannte der Sänger das weißliche Narkosemittel Propofol, das ihm am Ende das Leben kostete.

Der Prozess, der weltweit im Internet verbreitet wurde, brachte Schockierendes ans Licht. Wie eine Horrorrezeptur aus der Schmerzapotheke las sich das Polizeiprotokoll über die letzten Stunden im Leben des Popstars, vollgepumpt mit Mitteln zum Schlafen, gegen Schmerzen und Angstzustände. Die lallende Stimme des Verstorbenen erklang im Gerichtssaal. In einer Aufnahme, sechs Wochen vor seinem Tod, spricht Jackson über sein geplantes Konzert-Comeback. Es gab mehr zu hören und zu sehen, als Juroren und Angehörigen lieb sein konnte. Ein Autopsiefoto zeigte den »King of Pop« nackt auf einem Tuch. An seinem Körper sind Verbände und Kanülen angebracht.

Tränen flossen, als Staatsanwalt David Walgren an Jacksons Kinder erinnerte. »Paris schrie ›Daddy‹, als sie zusammenbrach«, so beschrieb der Anklagevertreter die Szene, als Jacksons Tochter ihren Vater leblos in seinem Bett liegen sah. »Für Michaels Kinder geht dieser Fall ewig weiter, weil sie keinen Vater mehr haben«, sagte Walgren mit Grabesstimme.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal