Tausende von Zwangsehen in Deutschland

Studie: Ein Drittel der Betroffenen ist minderjährig

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (nd-Blum). Noch immer werden hierzulande junge Menschen in ein anderes Land verschleppt, um dort mit einer ihnen fremden Person verheiratet zu werden. Diese »Zwangsverheiratungen«, die für gewöhnlich von den Eltern oder anderen Familienangehörigen organisiert und erzwungen werden, sind hierzulande ein Straftatbestand. Allein im Jahr 2008 wurden 3443 Betroffene beraten.

Viele von ihnen, die zumeist schon als Kinder und Jugendliche familiärer Gewalt ausgesetzt waren, haben die deutsche Staatsangehörigkeit. 32 Prozent sind in Deutschland geboren, 44 Prozent besitzen einen deutschen Pass. 52 Prozent der Zwangsverheiratungen finden im Ausland statt. Zwar sind auch Jungen und junge Männer von Zwangsverheiratung bedroht, doch überwiegend sind junge Frauen und Mädchen unter 21 Jahren, die aus Familien mit Migrationshintergrund stammen, die Opfer. Knapp ein Drittel der Betroffenen ist unter 18 Jahre alt. Häufig kommen die Eltern der zur Zwangsheirat genötigten Heranwachsenden aus der Türkei (44 Prozent), zu jeweils sechs bis neun Prozent aber auch aus Serbien, dem Irak oder Afghanistan. Die Mehrzahl der Opfer gab auf Nachfrage an, der Grund für die Zwangsheirat sei der »Erhalt der Familienehre«. Das sind Ergebnisse einer Studie, die das Phänomen der Zwangsverheiratung in Deutschland untersucht hat und gestern der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Untersuchung beruht auf der Befragung von Menschen, die in Schutz- und Beratungseinrichtungen tätig sind. Zwangsheiraten sind arrangierte Ehen, die unter Druck oder Anwendung von Gewalt zustande kommen. »Eine trennscharfe Abgrenzung zur arrangierten Ehe, bei der noch eine gewisse Einflussnahme der jungen Frau zugelassen wird, ist bei der Zwangsverheiratung nicht immer möglich«, erläutert der Politologe Thomas Mirbach, einer der drei Verfasser.

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