Michael Kohlhaas und die Gefahren der Perfektion
ZUR SEELE: Erkundungen mit Schmidbauer
Der Dichter Heinrich von Kleist hat die Geschichte von Michael Kohlhaas erzählt, die aus Chroniken der Reformationszeit stammt. Dem Mann war Unrecht geschehen, ein Adeliger hatte die ihm überlassenen Pferde ruiniert und Schadenersatz verweigert, die Gerichte entschieden parteiisch. So nahm der gekränkte Mann sein Recht in die eigene Faust und wurde zum Mordbrenner, der ganze Städte belagerte. Als ihm schließlich der verehrte Martin Luther ins Gewissen redete, stellte sich Michael Kohlhaas. Er wurde geköpft, aber das Gericht verurteilte auch den Junker, dem Rosstäuscher zuvor die dick gefütterten Rappen zurückzugeben.
Die Erzählung weist Kleist als Pionier der Einsicht in das psychologische Gebiet des Narzissmus aus. Michael Kohlhaas ist ein prägnant beschriebenes Beispiel für einen Mann, der eine Kränkung nicht herunterregeln kann, wenn die Gegenseite ihn herausfordert. Solche Menschen funktionieren in »normalen« Situationen gut, s...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.