nd-aktuell.de / 19.11.2011 / Wissen / Seite 28

Molekül mit Allradantrieb

Das kleinste Auto der Welt besteht aus einem einzigen Molekül. Es ist nur rund einen milliardstel Meter (Nanometer) lang und wird elektrisch angetrieben, wie die Entwickler um Ben Feringa von der Universität Groningen (Niederlande) im britischen Fachblatt »Nature« berichten. Das Nano-Elektroauto besitzt sogar einen Allradantrieb.

Es sei zwar nicht das erste künstlich angetriebene Molekül, aber das erste, das sich aus eigener Kraft gerichtet über eine Oberfläche bewegen könne, heißt es in einem Begleitkommentar. Die Forscher sehen ihr Design als Schritt zur Entwicklung von Nanomaschinen, die einmal auf der Molekülskala Arbeit verrichten könnten.

Für ihr Nano-Elektroauto montierten Ben Feringa und seine Kollegen vier bereits früher entwickelte molekulare Motoren an einen zentralen Träger. Die Motoren übernehmen die Rolle der Antriebsräder. Allerdings haben die Forscher noch keinen Weg gefunden, bei der Produktion alle Antriebsräder zuverlässig in derselben Drehrichtung zu montieren. Sie müssen daher durch Versuche jene herausfischen, die tatsächlich vorwärts fahren.

Um das fahrende Molekül in Bewegung zu versetzen, wird es von oben über die Spitze eines Rastertunnelmikroskops mit Strom versorgt. Ein kurzer Spannungspuls von einem halben Volt ändert die Konfiguration der molekularen Motoren. Drehen sie sich alle in dieselbe Richtung, sollte das Nano-Auto rund 0,7 Nanometer vorwärts rucken. Die Forscher ließen ihr molekulares Vierrad-Elektrofahrzeug auf diese Weise mit zehn Impulsen etwa sechs Nanometer weit über eine Kupferoberfläche fahren. Das zeige, dass dieses Auto fast in der Ideallinie geradeaus gefahren sei, schreiben sie. dpa/nd

Abb.: Randy Wind/ Martin Roelfs