nd-aktuell.de / 21.11.2011 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 10

Entwicklung nachhaltig

Von Steffen Schmidt

Alljährlich veröffentlicht das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP seinen Bericht zur menschlichen Entwicklung (Human Development Report). Anfang November war es mal wieder so weit. Überraschungen bei der Rangliste der Länder gab es kaum, entsprechend schwach war das Echo hierzulande. Im britischen Wissenschaftsjournal »Nature« allerdings findet sich ein Kommentar des mongolischen Umweltforschers Chuluun Togtokh, der mit Blick auf die nächstes Jahr in Rio de Janeiro geplante UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung (Rio+20) beklagt, dass die UNO selbst ihre Forderung nach Nachhaltigkeit nicht ernst nimmt. Denn mit der einseitigen Fixierung der Entwicklungsstatistik auf wirtschaftliche Größen wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) biete die alljährliche Bestenliste den Politikern in Entwicklungsländern wenig Motivation, einen umweltfreundlicheren Entwicklungspfad einzuschlagen, als es die Industrieländer getan haben. Sein Land gehöre derzeit zu den am schnellsten ökonomisch wachsenden Ländern, doch der ökologische Preis sei hoch: Die Hauptstadt Ulan Bator sei inzwischen eine der Städte mit der höchsten Luftverschmutzung.

Um die Entwicklung nachhaltiger zu gestalten, fordert Togtokh anstelle des jetzigen Entwicklungsindexes HDI, der sich aus BIP, Bildung und Lebenserwartung errechnet, einen Nachhaltigkeitsindex (Human Sustainable Development Index - HSDI), der die Pro-Kopf-Emissionen an CO2 mit erfasst. Bei diesem HSDI würden die jetzigen Plätze 2, 3 und 6 (Australien, USA, Kanada) auf die Plätze 24 (Kanada), 26 (Australien) und 28 (USA) abrutschen, während die jetzige Nr. 13 (Hongkong) auf Platz 4 käme. Ein Land wie Kuba, beim HDI im oberen Mittelfeld, käme wohl auch in die Spitzengruppe mit seinem nur halb so großen CO2-Wert.

Der Vorschlag ist um einiges eindimensionaler als die diskutierten Ideen zur Messung eines »Bruttonationalglücks«, wäre aber ein Anfang. Ob die Möglichkeit einer guten Platzierung dann schon reicht, um bessere Umweltpolitik zu fördern, bliebe abzuwarten.