nd-aktuell.de / 21.11.2011 / Politik / Seite 4

Wechsel

Jürgen Koppelin war 18 Jahre lang Vorsitzender der FDP in Schleswig-Holstein

Die FDP in Schleswig-Holstein wird mit zwei Namen in Verbindung gebracht: Da ist zum einen der streitbare Fraktionschef im Kieler Landtag, Wolfgang Kubicki, und da ist der Haushaltsexperte Jürgen Koppelin, mittlerweile seit 21 Jahren Abgeordneter im Bundestag und 18 Jahre lang der liberale Chef im hohen Norden. Am Samstag reichte er nun in Neumünster den Stab als Landesvorsitzender weiter an Heiner Garg, Sozialminister in Kiel und stellvertretender Ministerpräsident.

Der gebürtige Dithmarscher Koppelin ist in seiner Partei ein Schwergewicht, kann aber mitnichten als Mainstream-Liberaler bezeichnet werden. Er gilt seit vielen Jahren als Gegner des Bundeswehr-Auslandseinsatzes in Afghanistan und stimmte auch vor einem Jahr gegen die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke. Zudem ist er zu den Skeptikern des Euro-Rettungspakets zu zählen, der kürzlich im Bundestag aber dann doch dafür stimmte, weil er die Kanzlerin-Mehrheit nicht aufs Spiel setzen wollte.

Der gelernte Bankkaufmann, der durch seine langjährige Tätigkeit beim Norddeutschen Rundfunk auch ganz genau das journalistische Einmaleins kennt, ist es übrigens gewesen, der 2005 dem heutigen FDP-Chef Philipp Rösler den Weg in die Führungsriege der Partei geebnet hat, indem er seinen Beisitzer-Platz im FDP-Präsidium räumte. Bis vor wenigen Monaten war der 66-Jährige auch noch stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion. Die Wachablösung im Norden kam nicht aus heiterem Himmel. Bereits Anfang des Jahres hatte sich Koppelin für einen Generationenwechsel ausgesprochen.

Der Bad Bramstedter schenkt als Abgeordneter der so genannten ASEAN-Parlamentariergruppe den Staaten Südostasiens besondere Aufmerksamkeit. So kommt es nicht von ungefähr, dass im Hause Koppelin immer mal wieder thailändisch gekocht wird. Auch an einer gehörigen Portion Humor fehlt es dem Liberalen im so ernsten Politalltag nicht, was er bei der inzwischen nicht mehr existierenden überparteilichen Bundestagskabarettgruppe »Die Wasserwerker« unter Beweis stellte, indem er die Polit-Kaste und damit auch sich selbst auf die Schippe nahm.

Dieter Hanisch