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Wie Lebkuchen

...Weihnachtsmann...

  • Jenny Becker
  • Lesedauer: 3 Min.
Wie Lebkuchen

Der Weihnachtsmann ist seit Neuestem ein schlaksiger Draufgänger. Jung, mit gepflegtem Wuschelkopf und ohne weißen Rauschebart. Niklas Julebukk (Alexander Scheer, »Sonnenallee«, »Das wilde Leben«) ist der letzte echte Weihnachtsmann. Die anderen wurden von dem bösen Waldemar Wichteltod (Volker Lechtenbrink) zu Eis verwandelt.

Alle Jahre wieder muss Weihnachten von ein paar mutigen Kindern gerettet werden. Selbstverständlich auch in dieser Verfilmung von Cornelia Funkes gleichnamigem Buch »Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel«. Wie so oft vermischte die Bestsellerautorin Fantasie und Realität, indem die Figuren der einen Welt buchstäblich in die andere hineinpurzeln.

Julebukk flieht in seinem Schlitten - der eigentlich mehr Wohnwagen ist - über den Rand der verschneiten Weihnachtswelt. Allerdings gibt es nur noch ein einziges Rentier, das ihn zieht. Und so stürzen sie über einer kleinen Stadt ab. In die ist gerade Ben gezogen (Neuentdeckung Noah Kraus), dessen Mutter (Jessica Schwarz) die alte Konditorei des Großvaters wieder eröffnet hat und damit versucht, die Familie durchzubringen. Es sind Ben und seine Klassenkameradin Charlotte (Mercedes Jadea Diaz, »Wickie und die starken Männer«, »Das weiße Band«), die dem Weihnachtsmann zur Seite stehen und denen nebenbei gleich selbst geholfen wird.

Filme, die den Glauben an eine magische Weihnachtswelt beschwören und daran erinnern, dass Heiligabend nicht dem Konsum, sondern der Liebe entspringt, gehören zur Adventszeit wie Stollen und Lebkuchen. Die deutsch-österreichische Produktion ist da keine Ausnahme.

Die schwarz gekleideten Bösewichte, die ein wenig an die grauen Männer in »Momo« erinnern, wollen Weihnachten zu einem Bestellvorgang machen, bei dem geheime Wünsche und Selbstgemachtes keine Rolle spielen. Gegenstück sind die vier mehr oder weniger animierten Charaktere des Films: Zwei winzige, weiß leuchtende Engel (Charly Hübner und ChrisTine Urspruch) und zwei nörgelnde, doch fleißig bastelnde Kobolde - gelungene Computeranimationen -, die sich um die Kinderwünsche kümmern.

»Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel« wurde mit seinen 400 Spezialeffekten und den aufwendigen Animationen beworben, die wohl einen Vergleich zu amerikanischen Weihnachtsspektakeln nahe legen sollten. Doch Regisseur Oliver Dieckmann hat aus dem Märchen keinen Action-Zirkus gemacht, sondern einen ruhigen, schön gemalten Film, der nah an seine Figuren herangeht und sich Zeit lässt für das Zwischenmenschliche.

Alexander Scheer, der 2009 von »Theater Heute« zum »Schauspieler des Jahres« gewählt wurde, überzeugt als charmanter Jung-Weihnachtsmann. Aber auch die anderen Darsteller sorgen dafür, dass die Story ihren Reiz behält, obwohl die Weihnachtsrettung nicht unbedingt vor Spannung strotzt.

Übrigens, wer sich den Zauber ganz bewahren will, sollte beim Abspann lieber die Augen schließen - denn da wird so mancher Filmtrick verraten.

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