nd-aktuell.de / 25.11.2011 / Politik / Seite 4

Jungspund

Andrew Holness - Der 39-Jährige ist Jamaikas jüngster Premier aller Zeiten

Er ist der politisch mächtigste Mann Jamaikas, doch ein demokratisches Mandat von der Bevölkerung hat er noch nicht: Andrew Holness. Dass er sich noch vor Weihnachten mit vorgezogenen Wahlen eines zu holen gedenkt, ist in Jamaika ein offenes Geheimnis. Die Verkündung eines konkreten Termins hat Holness bei der ersten Gelegenheit allerdings unterlassen. Beim Parteitag am vergangenen Wochenende der regierenden konservativen Jamaica Labour Party (JLP) wurde lediglich der doppelte Personalwechsel an Partei- und Regierungsspitze perfekt gemacht: Der 39-jährige Bildungsminister Andrew Holness, der dem 63-jährigen Bruce Golding am 23. Oktober als Regierungschef nachfolgte, tritt nun auch an der Spitze der JLP in Goldings Fußstapfen. Dessen vorzeitiger Abgang war nicht von langer Hand geplant, doch die Affäre um die Auslieferung des Drogenbosses Christopher »Dudus« Coke 2010 an die USA brachte sein Ansehen und das der JLP auf Sinkflug. Schließlich hatte der gescheiterte Versuch, Coke im Mai 2010 in Tivoli Gardens - Goldings Wahlkreis - aufzutreiben, die größte Militär- und Polizeioperation in der Landesgeschichte bewirkt und mindestens 76 Menschenleben unter den Bewohnern gefordert. Der beliebte Holness soll nun das Blatt wenden.

Seine Beliebtheit verdankt der tiefgläubige Adventist, der bei der Vereidigung aus religiösen Gründen nicht auf die Bibel schwor, seiner Tätigkeit als Bildungsminister seit 2007. Dort konnte der in einer Arbeiterfamilie in Spanish Town Aufgewachsene Erfolge erzielen: direkte Schulgebühren wurden abgeschafft, die Alphabetisierungsrate stieg, neue Grund- und weiterführende Schulen wurden gebaut. An diesem Kurs will er festhalten, den Job des Bildungsministers behält er auch als Premier bei. Dass er seine eigenen zwei Söhne im Alter von sieben und neun Jahren zu Hause unterrichten lässt, spricht nicht gerade von Vertrauen, das er und seine Frau Juliet in das Bildungssystem setzen. Klar, dass die sozialdemokratische People's National Party das als Wahlkampfmunition nutzt, auch wenn es offiziell mangels Wahltermin keinen Wahlkampf gibt. Das ist aber nur noch eine Frage der Zeit. Martin Ling