»Das müssen wir am Markt durchsetzen«

Im Schienen-Güterverkehr will die Deutsche Bahn die Preise erhöhen und Personal abbauen

  • Erich Preuß
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Deutsche Bahn wird in diesem Jahr laut einem Medienbericht beim Schienen-Gütertransport trotz Umsatzsteigerung einen Vorsteuerverlust von 14 Millionen Euro einfahren. Das bedeutet nichts Gutes - vor allem für die Beschäftigten.

Schon lange grummelt es unter den Beschäftigten der Güterverkehrssparte bei der Deutschen Bahn, Schenker Rail genannt. Gerüchte über die Schließung von Bahnhöfen und den Abbau ihrer Arbeitsplätze gingen um. Jetzt wird daraus eine Gewissheit. Denn der Vorstand verschickte dieser Tage eine Information zum »Aktionsplan DB Schenker Rail Deutschland«. Sie beginnt, wie es sich heute gehört, mit positiven Nachrichten: »Der DB-Konzern wird dieses Jahr insgesamt mit einem sehr guten Ergebnis abschließen. Im Vergleich mit den anderen Geschäftsfeldern wird klar, dass sich DB Schenker Rail derzeit in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation befindet. In Umsatz und Verkehrsleistung erzielen wir 2011 zwar annähernd Werte auf Vorkrisenniveau. So wird DB Schenker Rail Deutschland 2011 voraussichtlich rund 84,4 Milliarden Tonnenkilometer erreichen, das sind nur 6 Milliarden Tonnenkilometer weniger als 2008.«

Diese Zahlen sind niedriger als in den Jahren 2007 und 2008, also, als der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn auf Biegen und Brechen an die Börse wollte. Der Ehrgeiz des gegenwärtigen Güterverkehrschefs, Alexander Hedderichs, bessere Zahlen zu liefern, wird gedämpft von den »enorm gestiegenen Faktorkosten in unserem Geschäft«. Er meint die Ausgaben für Energie, Personal und die Trassengebühren, die sich in den letzten vier Jahren um bis zu 20 Prozent erhöhten. Hinzu kommt, dass auch Schenker-Rail sein Radsatzproblem hat. Nach der Entgleisung eines Güterzuges in Viareggio (Italien) im Juli 2009 und der Explosion der Kesselwagen mit 22 Todesopfern müssen die Radsätze in kürzeren Abständen als früher überprüft werden.

Der Schenker-Rail-Vorstand wird nicht weiter reorganisieren, sondern geht jetzt ans Eingemachte. Sein Ziel ist es offenbar, so rasch wie möglich wieder das Vorkrisenniveau zu erreichen. Zunächst werden die Kosten für die Instandsetzung begrenzt, indem die Bahn Güterwagen verschrottet und Instandhaltungswerke schließt. Heißt im Aktionsplan nicht so, aber »weiter optimieren« bedeutet wohl nichts anderes.

Und es werden spürbar die Preise erhöht. »Das müssen wir - vor allem unsere Vertriebskollegen - am Markt durchsetzen. Wir sind uns bewusst, dass wir damit auch Verkehre verlieren könnten.« Will heißen: Das einstige Ziel der Bahnreform, mehr Verkehr auf die Schienen zu bringen, wird aufgegeben. Das kostet vor allem Arbeitsplätze von Eisenbahnern auf den Lokomotiven, Bahnhöfen und in den Werken.

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