Normalität im Krieg?

Afghanistan als literarisches Thema: Dirk Kurbjuweit schrieb über Liebe und Schuld

Der Krieg in Afghanistan, der immerhin seit knapp einem Jahrzehnt mit deutscher Beteiligung geführt wird, ist noch kaum zum literarischen Thema geworden. Die Rolle des Provokateurs, wie Peter Handke sie beim Angriff auf Jugoslawien einnahm, blieb bislang unbesetzt.

Die Bomben auf Belgrad wurden noch 1999 als historisch-moralische Frage diskutiert: Die Kriegs- wie die Friedenspartei argumentierten mit der deutschen Vergangenheit. Afghanistan ist hingegen, bezogen auf den Zweiten Weltkrieg, neutrales Gebiet. Zudem scheinen Kampfeinsätze der Bundeswehr mittlerweile Normalität. Das Auschwitz-Argument hat seine Funktion erfüllt, die Burka (die es freilich auch unter Karsai gibt) ist nur müder Ersatz.

Vielleicht erscheint dieser Krieg zu fern, um mit seiner Beschreibung in der Öffentlichkeit zu punkten - jedenfalls liefern Schriftsteller lieber das dreitausendste Buch über den Zweiten Weltkrieg ab als das vierte oder fünfte über Afghan...


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