nd-aktuell.de / 30.11.2011 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 17

Facebook hat es offenbar eilig

Soziales Netzwerk soll Börsengang vorbereiten - Zuckerberg will 10 Milliarden Dollar einnehmen

John Dyer, Boston
Facebook soll 2012 an die Börse gehen. Das soziale Netzwerk will dabei mehr Geld einnehmen als jedes andere Internetunternehmen vor ihm. Sein Gründer Mark Zuckerberg würde über Nacht Milliardär.

Es wäre der größte Börsengang eines Internetunternehmens: Facebook will 10 Milliarden Dollar einnehmen. Zum Vergleich: Branchenriese Google nahm 2004 bei seinem Börsengang 1,9 Milliarden ein. Facebook würde damit insgesamt auf 100 Milliarden Dollar bewertet werden. Der Börsengang soll zwischen April und Juni 2012 stattfinden. Mark Zuckerberg, der 27-jährige Gründer, hält einen Anteil von 24 Prozent. Er würde damit über Nacht zu einem der reichsten Männer der Welt. Laut »Wall Street Journal« führt das soziale Netzwerk bereits konkrete Verhandlungen mit der Börsenaufsicht SEC über das Geschäft.

Facebook-Sprecher Larry Yu spielte den Bericht herunter: »Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen über einen Börsengang«, sagte er. Aber Zuckerberg selber hatte bereits Anfang Oktober gesagt, er sei stets von einem Börsengang ausgegangen. Facebooks bisherige Investoren wie auch die Mitarbeiter, die mit Aktien bezahlt worden sind, erwarteten, ihre Aktien irgendwann versilbern zu können. »Wir haben dieses implizite Versprechen gegeben«, sagte er im Fernsehsender Bloomberg.

Neue Investoren warten bereits. Denn Facebook stellt für sie eine selten gute Anlagemöglichkeit dar. Das Netzwerk hat 800 Millionen Nutzer weltweit, von denen 500 Millionen täglich auf die Seite gehen. Anders als viele andere Internetfirmen nimmt Facebook Milliarden ein. Laut dem Marktforschungsunternehmen eMarketer macht der Konzern in diesem Jahr einen Umsatz von 3,8 Milliarden Dollar. Im vergangenen Jahr war es nicht einmal die Hälfte.

Bisher hat Facebook außerbörslich Anteile an Investoren verkauft. So haben die russische Internetfirma Digital Sky Investment und die US-Bank Goldman Sachs im Sommer Anteile für 500 Millionen Dollar gekauft. Letztere hat Teile davon an Kunden weiterverkauft. Diese früheren Verkäufe bauen nun Druck auf Facebook auf, an die Börse zu gehen. Denn nach US-Regeln müssen Unternehmen mit mehr als 500 Aktionären öffentlich handelbar sein.

Angst vor einer neuen Internetblase haben die Investoren offenbar nicht. Josef Schuster vom Marktforscher IPOX Schuster in Chicago spricht mit Blick auf die geforderten 10 Milliarden Dollar. zwar von einer »sehr ehrgeizigen Bewertung«. »Aber die Investoren sehen jetzt ihre Chance und wollen sie ergreifen.« Facebook müsse nicht befürchten, das Schicksal von Groupon zu erleiden. Das Rabattgutscheinportal war im Sommer an die Börse gegangen und hatte 805 Millionen Dollar eingenommen. Der Börsenwert hat sich seither halbiert.

Facebook dagegen rechnet damit, von Anfang an ein Liebling der Anleger zu sein. So sehr, dass es auf die Hilfe von Banken beim Börsengang verzichtet. Laut »Wall Street Journal« schreiben die Facebook-Manager den geforderten Börsenprospekt selber. Sie wollen sich die übliche Gebühr von sechs Prozent für die Banken sparen - in diesem Fall immerhin hunderte Millionen Dollar. Die Investoren kämen von allein, meint Zuckerberg. In Zeiten der Schuldenkrisen weltweit könnte er damit recht behalten.