nd-aktuell.de / 02.12.2011 / Politik / Seite 14

Immer auf die Mütze

Polizisten in Nordrhein-Westfalen wollen keine blauen Fellhauben mit Ohrenklappen tragen

Frank Christiansen
Noch sind die Temperaturen mild, doch das Ungemach droht. Wenn der Winter kommt, haben viele Polizisten in Nordrhein-Westfalen keine Wintermütze, mit der sie sich auf der Straße sehen lassen wollen.

Düsseldorf. »Wir lassen uns nicht zum Affen machen. Wir sind hier nicht in Moskau.« Die Stimmung unter den Polizisten im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen ist gereizt, obwohl der Anlass, wie Gewerkschaftsboss Frank Richter einräumt, eher banal ist. »Seit drei Jahren warten die Kollegen auf eine anständige Wintermütze.« Dabei ist es nicht so, als müssten die Beamten bei Frost und Schnee ohne Mütze die Stellung halten. Es geht um das vom Innenministerium ausgewählte Modell: eine Fellmütze mit Ohrenklappen.

Gab es bei der neuen blauen Uniform der Polizei Mitsprache und ein Auswahlverfahren, sei das bei der Wintermütze ganz anders gewesen, berichten die Beamten: »Die gab es als Cocktailkirsche oben drauf.« Eine einsame Entscheidung aus dem Innenministerium in Düsseldorf sei das gewesen, also von dort, wo in der Regel keine Wintermützen getragen werden müssen. Das Ergebnis: Den Polizisten wurde das gleiche Modell verpasst, das schon in Grün jahrzehntelang eher den Spind als das Beamtenhaupt zierte, nur eben in dunkelblau. »Warum, das wird wohl das ewige Geheimnis des großen Innenministeriums bleiben«, stichelt Polizei-Gewerkschafter Richter. In anderen Bundesländern gebe es längst ansprechende Fleece-Mützen.

Die Gewerkschaft hilft

Mehr als 6000 Stück habe man von der Fellvariante bereits angeschafft, berichtet das Polizei-Beschaffungsamt in Duisburg. Die Nachfrage sei groß und die Fellmütze für Minustemperaturen auch gut geeignet. Das wiederum regt die Beamten auf: »Was heißt große Nachfrage? Die wurden einfach bestellt, uns hat keiner gefragt«, berichtet ein Polizist aus Düsseldorf.

»Die hält zwar warm, aber die sieht einfach tierisch Scheiße aus«, findet Marco Spelleken, Polizist aus Bergheim. »Die grüne Fellmütze hat auch schon keiner angezogen.« Außerdem sei sie unhandlich, passe in keine Uniformtasche und: »Sie juckt.« Passanten sehen die Sache nicht so dramatisch: »Die mit dem Fell sind doch gerade ganz modern.« Doch Polizei-Gewerkschafter Richter zufolge wird die Fellmütze »von 80 Prozent der Kollegen abgelehnt«. Deswegen hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die landesweite »Aktion Wintermütze« gestartet und verteilt auf eigene Kosten 5000 Mützen. »Die finde ich super - definitiv besser als die andere. Die lag nach zwei Tagen bei mir im Keller«, sagt eine Polizistin in der Düsseldorfer Altstadt.

Minister hält sich bedeckt

»Der Respekt vor der Polizei hat ohnehin abgenommen«, sagt Polizei-Personalrat Manfred Böhm. »Es ist schwer genug geworden, sich durchzusetzen - etwa hier in der Düsseldorfer Altstadt. Da will man sich nicht noch zusätzlich lächerlich machen.«

Allerdings hat auch das Gewerkschafts-Modell seine Tücken: Es ist schwarz statt dunkelblau, trotz »Polizei«-Schriftzug keine offizielle Dienstbekleidung, aus 100 Prozent Acryl, knistert und juckt. Dennoch: Viele Vorgesetzte duldeten das Tragen der Gewerkschafts- oder privaten Wintermützen, berichten die Beamten.

Im Innenministerium hat man offenbar die Brisanz der Mützenfrage erkannt und hält sich zur Frage der Kopfbedeckung bedeckt: Der Stellungnahme des Polizei-Landesamtes sei nichts hinzuzufügen.