nd-aktuell.de / 08.12.2011 / Sport / Seite 4

Ein Profi

Wolfgang Niersbach / Der Ex-Journalist (61) soll beim DFB die Nachfolge von Präsident Zwanziger antreten

Jirka Grahl

Viel Zeit ließ der Deutsche Fußball-Bund nicht verstreichen, nachdem Präsident Theo Zwanziger am Freitag den Rummel um die EM-Auslosung genutzt hatte, um mal eben seinen Abschied im Oktober 2012 anzukündigen. Gestern um zehn Uhr trafen sich die Vertreter der fünf Regionalverbände mit Präsidiumsmitgliedern in Frankfurt am Main, anderthalb Stunden später verkündeten sie die Einigung: DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach wird 2012 auf einem Außerordentlichen Bundestag kandidieren - und aller Voraussicht nach zum 12. Präsidenten gewählt. Ende der Spekulationen.

Ob Franz Beckenbauer, Joachim Löw, Rudi Völler oder Silvia Neid: Aus allen Ecken ertönte postwendend Zustimmung für den einstigen Agenturjournalisten, der 1987 den Posten des Fußballchefs beim Sportinformationsdienst verließ und als Pressechef der Fußball-EM anheuerte, ehe er 1988 beim DFB anfing. Den WM-Sieg 1990 erlebte er als Pressechef der Nationalmannschaft, er zählt bis heute zu seinen »sportlichen Höhepunkten«. Seine Freundschaft zu Franz Beckenbauer begann spätestens in jenen Tagen.

2001 verließ der Rheinländer Niersbach den DFB, um unter Franz Beckenbauer als Vizepräsident des Organisationskomitees der Fußball-WM 2006 zu arbeiten. Seine Professionalität, sein Humor, seine Verbindlichkeit kamen bestens an. Nach der WM kehrte er gestärkt zurück zum DFB, wo er 2007 Generalsekretär des größten Sportverbandes der Welt (6,75 Millionen Mitglieder) wurde. Seither ist er einer der mächtigsten Männer im deutschen Fußball.

Gestern zeigte sich der Medienprofi Niersbach demütig, ja staatstragend. Er habe »höchsten Respekt vor diesem Amt. Mir ist bewusst, welch großen Schritt das für mich persönlich bedeutet. Mein Vorteil ist sicher, dass ich den Fußball seit fast 40 Jahren und den DFB in all seinen Facetten seit über 20 Jahren kenne.«

Die Aufgaben, die vor ihm liegen, sind stattlich: Aushandeln des von den Amateuren argwöhnisch beobachteten neuen Grundlagenvertrages mit dem Ligaverband DFL, Schiedsrichterskandal, Gewalt im Stadion. Niersbach sagt, er wolle »Mannschaftsspieler« bleiben«. Er wird Unterstützung gebrauchen können.