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Zwischen den Sphären

Dietmar Gubsch 70

  • Gert Claußnitzer
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Botschaften des Konstruktivismus haben in gewisser Hinsicht auch den Dresdner Maler und Bildhauer Dietmar Gubsch, heute in einem Atelier in Burkhardtswalde bei Pirna arbeitend, erreicht. Wie seinerzeit der Russe Rodtschenko begreift er sich als »Experimentator«. Erfahrungen der technischen Entwicklung und die elementaren Grundgedanken der Konstruktivisten lassen ihn nicht unberührt, in der Malerei, in der Grafik, vor allem aber in den Arbeiten als Bildhauer. Da spielt Dietmar Gubsch prophetisch, zuweilen auch mit einem gewissen Humor und mit Ironie mit geometrischen Formelementen, vereinfachten Elementarformen in rhythmischen Ordnungen.

Es handelt sich wohl um eine mathematische Kontrapunktik, den Ausgleich von Ruhe und Bewegung schaffend. Bei einzelnen Darstellungen gewinnt man den Eindruck, der Künstler begibt sich ins Magnetfeld der Wissenschaft, bei anderen hat man dann aber eher das Gefühl, es handle sich alles mehr oder weniger um einen futuristischen Traum von Technik oder um eine der Kunst fremde Vision. Mithin tatsächlich eine Form des Experiments zwischen einer irdischen und einer kosmischen Sphäre.

Gubsch, der am 11. Dezember seinen 70. Geburtstag begeht, ist mit seinen gemalten »Experimentalbildern« noch lange nicht an ein Ende gekommen. Was da entsteht, ist nicht das Werk eines Landschaftsmalers im herkömmlichen Sinne. Hier versagen die üblichen Gattungseinteilungen. Man könnte vielleicht sagen, es handelt sich um futuristische Attacken gegen das Narrative. Eigenartige Bilderfolgen schafft Gubsch, nennt sie Türme« und »Fassadenbilder«. Architekturvisionen in strengen, fugenartigen Rhythmen, gigantische Bilder mit Zellen- und Wabenstrukturen, die an eiskalte, nüchterne Wohnmaschinen gemahnen.

Der luftleere Raum in den Bildern von Dietmar Gubsch, er verheißt wohl grenzenlose Freiheit. Doch man hat den Eindruck, diese Freiheit ist außerhalb dieser Welt, entzieht sich der zeitlichen Ordnung, ist nicht an Gesetze gebunden. Hier ist der traditionelle Realismus, von dem Gubsch nach seinen Studien an der Dresdner Akademie ausging, restlos verlassen worden. Auch der Bildhauer geht über das Bekannte hinaus. Und er hat etwas Konkretes im Sinn, das Nahrung aus der Industrie, der Technik, der Architektur bezieht. Man könnte vom Hinüberwandern zu einer stereometrisch vereinfachten Dingwelt sprechen. Nicht die zarte Modellierung des Steines erfolgt hier, sondern das Herausarbeiten einer geformten Montage aus Stein und Metall. Das Technische ist hier kein Mittel und kein Dogma, es dient dem puristischen Experiment.

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