Die Einsamkeit des Wanderers
Damon Galgut: »In fremden Räumen« - drei psychologische Studien
Die Romane des südafrikanischen Schriftstellers Damon Galgut spielen gewöhnlich in entlegenen Gegenden. Ebenso haben sie meist einen auf sich bezogenen Mann als Hauptfigur, der das Geschehen um sich herum kaum oder erst viel zu spät versteht. Das war so in seinem Erfolgsroman »Der gute Doktor«, wie auch in »Das Sündenopfer« und »Der Betrüger«. Nun hat der in Kapstadt lebende Autor seinen zweiten Erzählungsband vorgelegt, der jetzt ins Deutsche übersetzt wurde. Die für ihn typische Atmosphäre aus Beklemmung, Desillusionierung und dem Gefühl, im Leben stets zu kurz zu kommen, findet sich auch hier. Jede der drei langen Erzählungen kreist um das Thema Verlust, Abschied oder genauer: Tod.
Dabei geht es zunächst ums Reisen, ums Wandern - und um Begegnungen, die, wie bei Reisen üblich, oftmals nur vorübergehend sind. Was dabei immer aufleuchtet, ist die Hoffnung auf Bindung, auf Geliebtwerden, auf Anerkennung. So, wie manche der geschilderten Wanderungen - etwa durch das Hochland Lesothos - an die Grenzen der physischen Belastbarkeit des Helden führen, führen sie stets auch an die Grenzen der psychischen Kondition.
Derart verlagert sich die Thematik Galguts zunehmend von den äußeren Räumen in die inneren Welten; seine Erzählungen werden zu psychologischen Studien. Mit »fremden Räumen« ist somit weniger Geografisches als Emotionales gemeint. Die Härte und Schonungslosigkeit, mit der Galgut das Seelenleben seiner Figuren seziert, erinnert an die skalpellartige Schärfe, mit der sein stilistischer Lehrmeister J.M. Coetzee formuliert. Bemerkenswert zudem, wie Galgut das Thema Homosexualität, das zwei Erzählungen dieses Bandes prägt, auf sehr ruhige Art ins Spiel bringt. Das ist gut so, denn so leuchtet Galgut auf eine menschliche Weise eine Gefühlswelt aus, die sonst im Bemühen um politische Korrektheit oder in der Schrillheit der Umzüge zum Christopher Street Day nur zu schnell untergeht.
Damon Galgut: In fremden Räumen. Erzählungen. Aus dem Englischen von Thomas Mohr. Manhattan. 252 S., geb., 16,99 €.
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