nd-aktuell.de / 12.12.2011 / Politik / Seite 13

Skilauf in der Halle

Thüringer Wintersportorte warten auf den Winter - bislang war nur eine Schneeballschlacht drin

Thüringens Wintersportler stehen in den Startlöchern. Auch Hotelbesitzer und Vermieter schauen sehnsüchtig auf das Thermometer. Die Tourismusbranche ist vorbereitet, doch bislang reicht der Schnee einfach nicht.

Oberhof/Zella-Mehlis (dpa/nd). Stillstehende Lifte und Schneekanonen, mehr Grün als Weiß an den Hängen und kaum Aussichten auf Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt - der erste Schnee hat entlang des Rennsteigs allenfalls für Vorfreude gesorgt. Aufatmen können die Tourismusveranstalter noch nicht, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.

Zehn Zentimeter Neuschnee auf Inselsberg und Schmücke seien ein »nettes Nikolausgeschenk«, sagte Christin Löffel vom Regionalverbund Thüringer Wald. Viel mehr als eine Schneeballschlacht sei aber bisher nicht möglich gewesen. »Für eine Weihnachtsbescherung brauchen wir noch mehr«. Zwischenzeitlich habe Regen den ersten Schnee wieder verschwinden lassen oder in Matsch verwandelt.

Für Sorgenfalten besteht Löffel zufolge zum jetzigen Zeitpunkt jedoch kein Anlass. »Wir liegen noch im Zeitplan«, sagte die Tourismusexpertin. Zwar sei die Wintersaison im Vorjahr bereits Ende November losgegangen. Im Jahr davor sei der erste Schnee aber auch erst Mitte Dezember gefallen. »Bis zum 15. Dezember bin ich noch ganz entspannt, erst danach werde ich nervös«, beteuerte Löffel.

Die Weltcups nahen

»Da brennt noch nichts an«, sagte auch Mandy Neumann, Sprecherin der Thüringer Tourismus GmbH in Erfurt. Wichtig für den Wintertourismus seien die Monate Januar und Februar. Alternativen seien vorhanden - wie beispielsweise die Skisport-Halle in Oberhof. Auf diese Möglichkeit vertraut auch Oberhofs Tourismus-Chef Enrico Heß. »Die Wetteraussichten sind ja auch gut«, sagte er. Im bekanntesten Thüringer Wintersportort füllen sich nach und nach die Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen. Ab dem vierten Advent werde es schwer, in der Region noch Zimmer zu finden. »Zu den Weltcups Ende Dezember 2011 und Anfang Januar 2012 sind wir bis auf wenige Ausnahmen ausgebucht.«

»Die Skisport-Halle ist seit zwei Monaten ausgelastet und überlastet«, sagte Geschäftsführer Wolfgang Biedermann. Auf der 1,2-Kilometer-Runde tummelten sich derzeit so viele Leistungs- und Breitensportler wie noch nie. Sämtliche Trainingszeiten könnten derzeit doppelt und dreifach vergeben werden. Skisportler aus 15 Nationen hätten bereits hier trainiert. Dieser Zulauf und diese Nutzung sei für die Betreiber vor allem eine logistische Herausforderung. Bis Ende Februar seien die Abendlaufzeiten für Breitensportler dienstags und freitags auf 21 Uhr verlängert worden.

1200 Kilometer

Im Thüringer Wald stehen derzeit 29 Lifte bereit, die vom TÜV abgenommen sind und auf ihre Inbetriebnahme warten. 200 Kilometer Skiwanderwege und vier Loipengärten könnten innerhalb weniger Stunden präpariert sein, erklärte Christin Löffel. Das gelte auch für die 40 Rodelhänge entlang des Rennsteigs. Insgesamt stünden 1200 Kilometer Skiwanderwege zur Verfügung. Derzeit müssten sich die Wanderfreunde aber vielerorts mit den 530 Kilometer langen normalen Wanderwegen begnügen. Die Schneedecke betrage maximal zehn Zentimeter. Für Skiabfahrten seien aber 25 Zentimeter nötig.