Proteste gegen Landraub

Chinesisches Dorf wehrt sich gegen Behörden

  • Lesedauer: 2 Min.

Wutan (AFP/nd). Nach dem Tod eines lokalen Verhandlungsführers in Polizeihaft hat es in dem chinesischen Fischerdorf Wutan auch am Donnerstag heftige Proteste gegen die lokalen Behörden gegeben, denen die Einwohner Landraub vorwerfen. Tausende Bewohner forderten bei einem Protestmarsch in dem Küstenort in der südlichen Provinz Guangdong die Zentralregierung auf, gegen die aus ihrer Sicht korrupten Behörden einzuschreiten. Zudem trugen sie Bilder von Xue Jinbo, der am Sonntag unter noch ungeklärten Umständen in Polizeihaft ums Leben gekommen war.

Die Behörden erklärten, der 42-Jährige habe einen Herzinfarkt erlitten. Angehörige, die seine Leiche gesehen haben, berichteten jedoch von Folterspuren und werfen der Polizei vor, ihn totgeschlagen zu haben. Seine Tochter sagte, ihr Vater habe niemals Herzprobleme gehabt. »Ich kann nicht definitiv sagen, dass er totgeschlagen wurde, aber ich kann Ihnen versichern, dass er an vielen Stellen geschlagen wurde«, sagte Xue Jianwan. Ihr Vater hatte eigentlich im seit Monaten anhaltenden Streit um Vorwürfe des Landraubs vermitteln sollen. Die Einwohner werfen Beamten seit Langem vor, ihnen wertvolles Bauland wegzunehmen, ohne sie dafür zu entschädigen. Im September stürmten wütende Einwohner die Polizeiwache und nahmen mehrere Beamte vorübergehend als Geiseln.

Angesichts der Proteste verließen alle Beamten das Dorf, die Polizei errichtete Sperren an den Eingängen. Landraub ist seit Beginn des Wirtschaftsbooms in den 90er Jahren eine der wichtigsten Ursachen für lokale Konflikte und Proteste in China.

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