Weihnachtsgans Auguste darf leben

Das Tier aus dem Kinderfilm von 1988 befindet sich in Marzahne

  • Georg-Stefan Russew, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Dick und rund watschelt die schneeweiße Gans schnatternd in ihrer Box herum. Normalerweise würde man so einem prächtigen Federvieh in der Weihnachtszeit keine großen Überlebenschancen einräumen. Doch ein Ende als Festtagsbraten ist hier definitiv ausgeschlossen.

Sie ist berühmt, denn sie spielte 1988 die Hauptrolle im DDR-Kinderfilm »Weihnachtsgans Auguste«. Schon im Fernsehen hat sie es geschafft, nicht auf dem Teller zu landen. In der Realität ist es ihr 25 Jahre lang gelungen. »Gustje hat Wohnrecht bei mir auf Lebenszeit«, sagt Tiertrainer Michael Schweuneke.

Der 41-Jährige betreibt in Marzahne bei Brandenburg/Havel eine Filmtierschule. Sein Vater hatte diese Schule 1978 gegründet. »Unser Tierangebot reicht von A wie Affe bis Z wie Zebra.« Mehr als 80 Arten hält Schweuneke in einem eigenen Tierpark. Seine Tiere haben schon mit Weltstars wie Jackie Chan, Jude Law oder Armin Mueller-Stahl gespielt. Auch großen deutschen Fernsehproduktionen wie »Die Flucht« oder »Die Gustloff« arbeiteten mit Schweunekes Schützlingen. Auguste, die eigentlich ein August ist, gehört zu den ersten Stars der Filmtierschule. »Der Ganter ist 1987 bei uns geschlüpft.« Insgesamt vier Hausgänse sind per Brutkasten für das Kinderfilmprojekt herangezüchtet worden. »August hat sich am besten gemacht.« Außerdem könne man vor der Kamera gar nicht erkennen, ob es sich um einen Ganter oder eine Gans handle.

Im Film will Opernsänger Ludwig Löwenhaupt seiner Familie zu Weihnachten einen fetten Festbraten servieren. Hierzu kauft er eine Gans, die im eigenen Keller gemästet werden soll. Was er aber nicht ahnt, ist, dass seine Kinder die Gans adoptieren, sie auf den Namen »Gustje« taufen. Letztlich endet das Federvieh nicht im Bratofen, sondern wird zum Haustier der Löwenhaupts.

Wie im Film ist der Original-Auguste keine Feder gekrümmt worden - inzwischen seit 25 Jahren. »30 Jahre und mehr sind als Gans in Haustierhaltung durchaus möglich«, sagte Karl-Heinz Heller vom Schlachtbetrieb Dithmarscher Geflügel aus Neuseddin. Für gewöhnliche Weihnachtsgänse ist dies ein nahezu biblisches Alter. »Im Durchschnitt werden sie nur 16 bis 24 Wochen alt. Dann sollten sie als Festtagsbraten auf die Tische«, sagt Heller.

Nach Schätzungen von Anika Folgart, Geschäftsführerin des Geflügelwirtschaftsverbandes Brandenburg, gibt es im Bundesland einen Gänsebestand von 60 000 Vögeln. Nach Berechnungen des Marktinformationsdienstes reicht die Preisspanne für frisches Gänsefleisch in dieser Weihnachtssaison von 9,90 bis 13,70 Euro je Kilogramm.

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