Schultrojaner? Muss nicht sein

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Die Bildungsminister der Länder wollen noch einmal über Alternativen zum sogenannten Schultrojaner nachdenken. Mit Hilfe dieses Instrumentariums sollen Raubkopien von Lernmaterial auf Schulcomputern aufgespürt werden. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte dazu vor geraumer Zeit mit den Schulbuchverlagen einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen. Ab 2012 sollte diese Spähsoftware an den Schulen zum Einsatz kommen. Dagegen regte sich massiver Protest nicht nur von Schulen und Bildungsorganisationen. Auch Datenschützer schlugen Alarm, denn wer kontrolliert letztlich dieses »Kontrollprogramm«? Auf Schulcomputern finden sich ja nicht nur Kopien von Lehrwerken, möglicherweise von solchen, die auf illegalem Wege beschafft wurden. Auf solchen Computern sind auch Daten von Schülern, privater E-Mail-Verkehr etc. gespeichert.

Letztlich aber ist das Problem des Schultrojaners nicht nur ein datenschutzrechtliches. Lehrwerke kosten Geld - von dem viele Schulen immer weniger haben. Wenn die Etats gekürzt werden, braucht man sich nicht zu wundern, dass Lehrer nach »kreativen« Wegen suchen, ihren Schülern das Wissen der Welt zur Verfügung zu stellen. Bevor Politiker also darüber nachdenken, Lehrer auszuschnüffeln, sollten sie lieber den Schulen mehr Geld zur legalen Beschaffung von Lernmaterial bereitstellen.

Und noch etwas anderes ist überlegenswert: Netzaffine Pädagogen und Politiker diskutieren mittlerweile auch über Möglichkeiten mit der Hilfe von sogenannten offenen Lizenzen Bildungsmaterialien kostenfrei anzubieten - aufgebaut nach der Idee von »Wikipedia«. Das klassische Schulbuch, so viel ist sicher, wird zum Auslaufmodell

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