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Exotisch

Bizets »Perlenfischer«

  • Antje Rößler
  • Lesedauer: 2 Min.

Drei ihrer sieben Premieren dieser Spielzeit muss die Deutsche Oper Berlin konzertant bestreiten, aus Sparzwängen - so jetzt das Frühwerk »Die Perlenfischer« von Georges Bizet. Diese Oper, die sich für eine Aufführung ohne Szene durchaus eignet, besticht durch sinnlich schwelgende Melodien und exotisches Kolorit. Schwachpunkte: schwülstiger Text, dürftige Handlung. Es war vor allem Entdeckerfreude, die den Besucher zur Premiere des selten aufgeführten Stücks führte. Als frühes Exemplar des Modegenres Exotenoper ist es auch von musikhistorischem Interesse.

Das Geschehen spielt auf Ceylon, wo sich zwei Perlenfischer in dieselbe Tempeldienerin verlieben. Beide verzichten um ihrer Freundschaft willen auf eine Annäherung, werden dann aber zu Todfeinden, bis einer großmütig die Frau freigibt. Spannend und psychologisch einleuchtend ist das nicht gerade; und auch die Musik - mal klingt sie nach Verdi, dann wieder nach Wagner - hat ihre Durststrecken. Und doch weisen die mit exotischen Rhythmen aufgeladenen Szenen auf Bizets ureigenen, mitreißenden Tonfall hin, den er zwölf Jahre später in »Carmen« vollenden sollte.

Die Deutsche Oper hat nun das Geld für die Bühneneinrichtung gespart und stattdessen wirklich hochkarätige Sänger eingekauft. Vor allem der 32-jährige Malteser Joseph Calleja riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Der Sänger, der in Antlitz und Statur frappierend dem großen Caruso ähnelt, verfügt über einen Tenor mit felsenfester Höhe und trompetenhaft strahlendem Timbre. Als Perlenfischer Nadir zeigte er anfangs jedoch kleine Intonationsschwächen. Étienne Dupuis verlieh dem Perlenfischer Zurga seinen weichen, apart nasal eingefärbten Bariton. Patrizia Ciofi bezauberte mit fein abschattierten Nuancen im piano; nur passten ihre manierierten Gesten nicht ganz zur Rolle der Tempeldienerin. Ante Jerkunica (Dorfältester) komplettierte mit warmem, voluminösem Bass das Solistenquartett.

Guillermo García Calvo leitete das Orchester der Deutschen Oper, das häufig zu laut und ruppig spielte. Auch der beeindruckend kraftvolle Chor war zu sehr aufs Forte geeicht.

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