nd-aktuell.de / 31.12.2011 / Sport / Seite 12

Ein Dollar bringt Blatter in Bedrängnis

Der Chef des Fußball-Weltverbandes wird vom ehemaligen Vize Jack Warner erneut der Korruption bezichtigt

Dominik Kortus, SID

Ein einziger kleiner Dollar bringt FIFA-Boss Joseph S. Blatter in Bedrängnis - der bereits bei der Wiederwahl des Schweizers zum Chef des Fußball-Weltverbandes angekündigte »Tsunami« kommt offenbar langsam ins Rollen. Der selbst alles andere als unbescholtene ehemalige FIFA-Vizepräsident Jack Warner aus Trinidad und Tobago erklärte in einer persönlichen Stellungnahme, er habe vom Verband die regionalen TV-Rechte für die WM 1998 für einen Dollar erworben - als Gegenleistung für die Unterstützung von Blatter in dessen »brutalem« Präsidentschaftswahlkampf gegen den damaligen UEFA-Präsidenten Lennart Johansson (Schweden). Der Vorwurf der Korruption steht im Raum - wieder einmal.

Warner soll als Präsident der nord- und mittelamerikanischen Konföderation CONCACAF dafür gesorgt haben, dass Blatter bei seiner Wahl zum FIFA-Boss die Stimmen der CONCACAF-Delegierten bekam. Doch damit nicht genug: Auch im Zuge von Blatters Wiederwahlen soll Warner mit Fernsehverträgen zu Spottpreisen belohnt worden sein.

»Blatter hat mir, nicht der karibischen Fußball-Union CFU, die TV-Rechte für 2002 und 2006 verkauft. Kein Zweifel, dass dies wegen meiner Arbeit für seine Wiederwahl geschah«, ließ Warner verlauten. Ähnlich soll es auch für die Verträge für 2010 und 2014 gelaufen sein, allerdings mit der CFU als »Vehikel«.

Pikant war schon die Vorgeschichte: Wegen Korruptionsverdachtes war Warner Mitte 2011 von der Ethikkommission der FIFA suspendiert worden, wenig später kündigte er seinen Rückzug an. Warner und Mohamed Bin Hammam, Blatters ursprünglicher Gegenkandidat bei der diesjährigen Präsidentschaftswahl, war in einer wohl einmaligen Schlammschlacht vorgeworfen worden, Mitglieder der CFU mit 28 000 Euro bestochen zu haben.

Warner und Bin Hammam wiesen die Vorwürfe vehement zurück. Bin Hammam, der ehemalige Präsident des asiatischen Fußball-Verbandes, trat zur Präsidentschaftswahl jedoch nicht mehr an und wurde später lebenslang gesperrt.

Schon kurz nach seiner Kaltstellung hatte Warner angekündigt, einen »Fußball-Tsunami« loszutreten. Bereits im Oktober hatte Warner erklärt, dass er und Bin Hammam von Blatter benutzt worden sein sollen, um vor den Wahlen 1998 und 2002 Funktionären Geschenke anzubieten. Unter ihnen soll auch der Vize-Präsident der Ethikkommission, Petrus Damaseb, gewesen sein.

Warner selbst hat jahrzehntelang mit dubiosen Seilschaften von dem System profitiert. Ein Beispiel: Bei der WM 2006 erhielt die »Simpauls Travel Agency« das Monopol für den Verkauf der Tickets für das Turnier in Deutschland. Besitzer der Reiseagentur mit Millioneneinnahmen waren natürlich rein zufällig Jack Warner, seine Frau und seine Söhne.

Die FIFA kommentierte die neuen Vorwürfe gezwungenermaßen, wenn auch gewohnt knapp. Man werde »die Informationen prüfen«, darüber hinaus aber keine Aussagen machen.