Kandidatin

In den Fernsehrunden, in denen sich die Spitzenkandidaten für die Berlin-Wahl streiten dürfen, wird Nina Hager wohl nicht zu sehen sein. Dazu werden nur die im Bundestag vertretenen Parteien eingeladen. Von einem Einzug in den Bundestag ist die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) jedoch ebenso weit entfernt wie vom Sprung ins Abgeordnetenhaus. Dennoch tritt die DKP in der Hauptstadt an - mit Nina Hager an der Spitze. Dafür sieht die 50-Jährige gute Gründe - sowohl in der aktuellen Politik der Berliner PDS, beispielsweise ihren Sparvorschlägen, als auch in der Programmdebatte der Sozialisten: »Die PDS will immer weniger sozialistische Systemopposition sein.« Bis zum Frühjahr 1992 gehörte Nina Hager selbst der PDS an; zuvor war sie lange SED-Mitglied. Nach einem Physikstudium ging sie an die Akademie der Wissenschaften der DDR, zum Zentralinstitut für Philosophie. Dort arbeitete sie als Wissenschaftsphilosophin und brachte es bis zur Professur. Nach der Wende änderte sich ihr Leben radikal: Das Institut wurde 1991 abgewickelt, und ihr Vater Kurt Hager - Antifaschist, Spanienkämpfer und seit Mitte der 50er Jahre in der SED-Spitze zuständig für Wissenschaft und Kultur - wurde wie auch andere Politbüro-Mitglieder wegen der Mauertoten juristisch verfolgt. Den Prozess gegen ihren Vater am Berliner Landgericht, der letztlich aus gesundheitlichen Gründen eingestellt wurde, beschreibt Nina Hager im Rückblick als »fürchterliche Belastung für die ganze Familie«. Ihr Wechsel von der PDS zur DKP war keine leichte Entscheidung, sagt sie. Doch schon Anfang der 90er Jahre war ihr die PDS-Politik »zu sehr von Entschuldigungen und Kapitulationsgeist geprägt«. In Anlehnung an den damaligen PDS-Wahlkampfslogan »Kopf hoch und nicht die Hände« meint sie, in Wirklichkeit habe die PDS die Hände eben doch höher gehalten als den Kopf. Das Schlüsselerlebnis kam im April 1992. Bei der Beerdigung des SED-Politikers Hermann Axen lernte sie das DKP-Urgestein Emil Carlebach kennen. Diese Begegnung trug entscheidend zu Hagers Parteiwechsel bei; auch ihr Sohn gehört zur Berliner DKP-Gruppe. In der DKP wurde Nina Hager, die heute in der Erwachsenenbildung arbeitet, bald in den Vorstand gewählt; seit 1998 ist sie stellvertretende Vorsitzende und u.a. verantwortlich für den Aufbau der Partei im Osten, wo kn...

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