nd-aktuell.de / 09.01.2012 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 10

Schädlinge gewöhnen sich an Gentech-Mais

Bt-Mais wird in den USA zu einer Delikatesse für Maiswurzelbohrer - Monokulturen wird Mitschuld gegeben

John Dyer, Boston
Eine gentechnisch veränderte Maissorte sollte Schädlinge fernhalten, doch diese haben sich schneller an die neuen Bedingungen angepasst als erwartet. Monokulturen dürften die Entwicklung befördert haben.

Schädlinge haben sich in den USA auf eine gentechnisch veränderte Maissorte spezialisiert, die inzwischen den Großteil der Maisproduktion in den Vereinigten Staaten ausmacht. Diese Entwicklung dürfte Munition für alle diejenigen sein, die schon lange vor den unvorhersehbaren Konsequenzen gentechnisch veränderter Lebensmittel gewarnt haben.

Bereits 2009 wurde öffentlich, dass Landwirte in den Bundesstaaten Illinois, Iowa, Minnesota und Nebraska auf ihren Feldern Maiswurzelbohrer fanden. Das wäre nichts Aufsehenerregendes, handelte es sich nicht um Bt-Mais - eine Pflanzensorte, die vom Agrochemiekonzern Monsanto mit Sitz in St. Louis 2003 als schädlingsresistente Alternative zu konventionellen Züchtungen auf den Markt gebracht wurde. Die beworbenen Eigenschaften sowie explodierende Preise in der Landwirtschaft ließen US-Bauern alle Warnungen ignorieren und gentechnisch veränderte Pflanzen amerikanische Felder erobern. Und dabei wurde nicht selten auf einen Fruchtwechsel verzichtet.

Bt-Mais macht derzeit 65 Prozent der US-Maisproduktion aus. Wenn die resistenten Maiswurzelbohrer das Land erobern, könnte dies laut Experten fatale Folgen haben. »Wir haben es hier mit einem Schädling von großer ökonomischer Auswirkung zu tun. Ein Milliarden-Dollar-Schädling sozusagen«, erklärt Insektenkundler Bruce Tabashnik von der Universität Arizona.

Als Monsantos Bt-Mais eingeführt wurde, forderte die US-Umweltbehörde EPA Landwirte dazu auf, 20 Prozent ihrer Felder mit nicht veränderten Pflanzen zu bestücken, um eine Anpassung des Maiswurzelbohrers zu vermeiden. 2003 hielten sich noch 90 Prozent der Landwirte daran, sagte Gregory Jaffe vom Center for Science and Public Policy, einem Politik-Institut in Washington. Jetzt seien es nur noch 70 oder 80 Prozent. Saatgutunternehmen vermischten inzwischen Bt-Mais und konventionelle Maissaaten, um Einseitigkeit zu verringern.

Doch all diese Anstrengungen gingen laut EPA nicht weit genug. Ende November veröffentlichte die Agentur einen Report, der Monsanto vorwirft, nicht genug für die Förderung der diversifizierten Landwirtschaft zu tun - ein Kritikpunkt, der schon lange an das Unternehmen gerichtet wird.

Fruchtwechsel sei dabei die beste Möglichkeit, um den Maiswurzelbohrer fernzuhalten, sagt Insektenkundler Aaron Gassmann von der Iowa State University. Gassmann hat im Juli eine Forschungsarbeit mit eindeutigen Ergebnissen veröffentlicht. Auf Feldern, die nur drei Jahre in Folge mit Bt-Mais bepflanzt wurden, tauchten resistente Maiswurzelbohrer auf.