nd-aktuell.de / 14.01.2012 / / Seite 23

Otto Leonhard Heubner

KALENDERBLATT

Martin Stolzenau

Von seinem Vater im Geiste des Liberalismus erzogen, hat der am 17. Januar 1812 in Plauen geborene Otto Leonhard Heubner (Foto: Archiv) auf vielfältige Weise sächsische Geschichte geschrieben. Er begann damit gleich nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig. Zurückgekehrt in seine Heimatstadt, arbeitete der junge Jurist nicht nur in der Anwaltskanzlei des Vaters mit. Auf dem Grundstück der Eltern richtete er einen Turnplatz nach dem Vorbild des von ihm verehrten »Turnvaters« Friedrich Ludwig Jahn ein, der bald zum Treffpunkt der Plauener Jugend wurde. Auch erteilte Heubner an mehreren Schulen Turnunterricht, gründete einen Turnverein und veranstaltete Turnfeste. Binnen weniger Jahre erlangte er den Ruf eines »vogtländischen Turnvaters«. Zwischendurch heiratete er Cäcilie Dietrich, Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns.

1843 zum Kreisamtmann nach Freiberg berufen, sorgte Heubner dort mit seinen liberalen Anschauungen für Aufsehen. Im Sog der revolutionären Ereignisse von 1848 zunächst in die Frankfurter Nationalversammlung und dann in die erste Kammer des Landtages von Sachsen gewählt, avancierte er zum Führer der gemäßigten Linken. Nach der Ablehnung der neuen Reichsverfassung durch den König und der Auflösung der Kammer schloss sich Heubner am 4. Mai 1849 dem Aufstand in Dresden an. Preußische Truppen schlugen diesen nach wenigen Tagen nieder. Heubner floh mit dem russischen Anarchisten Bakunin nach Chemnitz, wo er verhaftet wurde. Wegen »Hochverrats« zunächst zum Tode verurteilt, wurde Heubner dann zu lebenslanger Haft »begnadigt«. Im Zuchthaus Waldheim besorgte er Übersetzungen aus dem Englischen, verfasste Gedichte und Prosa. 1859 entlassen, lebte er mit seiner Familie wieder in Dresden, war als Anwalt tätig, wirkte in der Stadtverordnetenversammlung mit und wurde in die zweite Kammer der sächsischen Ständeversammlung gewählt. 1871 wurde ihm als Stadtrat die Leitung des Dresdner Schulwesens übertragen, das er im Sinne des Fortschritts neu ordnete. Otto Leonhard Heubner starb 1893.