»Schönen Tag noch, Kumpel«

Zwei der Leichenschänder auf dem US-Video identifiziert

  • Lesedauer: 2 Min.
Das Leichenschändungs-Video aus Afghanistan sorgt weiter für Empörung. Inzwischen sollen zwei der »Akteure« bekannt sein.

Kabul/Washington (Agenturen/ nd). Nach der mutmaßlichen Schändung getöteter Taliban-Kämpfer durch US-Soldaten sind nach Angaben des US-Senders CNN zwei der vier Marine-Infanteristen identifiziert worden. Wie CNN in der Nacht zum Freitag berichtete, erklärte dies ein Sprecher der Marineinfanterie. Die Namen der beiden wurden nicht genannt, da es sich um laufende Ermittlungen handele.

Schon zuvor hatte die Nachrichtenagentur AFP aus US-Militärkreisen erfahren, dass die Einheit und auch die Identität der vier Soldaten bekannt sei. CNN zufolge soll es sich um Marineinfanteristen vom Stützpunkt Camp Lejeune im Bundesstaat North Carolina handeln, die zwischen Februar und Oktober 2011 vorwiegend in der afghanischen Provinz Helmand im Einsatz gewesen seien. Von den insgesamt 100 000 in Afghanistan stationierten US-Soldaten gehören derzeit rund 20 000 den Marineinfanteristen an. Die meisten von ihnen sind in den Taliban-Hochburgen Kandahar im Süden und Helmand im Südwesten stationiert.

Die Echtheit des im Internet kursierenden Videos wurde zwar vom Pentagon zunächst nicht offiziell bestätigt. Dennoch bestehen an seiner Echtheit kaum Zweifel. In der Sequenz urinieren US-Soldaten auf getötete Aufständische. Einer sagt »Schönen Tag noch, Kumpel«, während er sich offenbar darüber im Klaren ist, gefilmt zu werden. Ähnliche erniedrigende Bilder wie etwa die Aufnahmen von US-Militärs aus dem berüchtigten irakischen Foltergefängnis Abu Ghoreib hatten in der Vergangenheit in der muslimischen Welt zu Stürmen der Empörung und des Protestes geführt.

US-Verteidigungsminister Leon Panetta verurteilte die gezeigte Leichenschändung offiziell auf das Schärfste. »Dieses Verhalten ist für Angehörige des US-Militärs absolut unangemessen und spiegelt nicht den Standard oder die Werte, für die unsere Streitkräfte eintreten«, erklärte Panetta laut einem Bericht der »New York Times«. Die Beteiligten würden dafür »im vollen Ausmaß« zur Verantwortung gezogen. Panetta wies eine umfassende Untersuchung des Vorfalls an.

Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums bezeichnete das Video als »abscheulich«. »Es hat mir den Magen umgedreht», wurde Pentagon-Sprecher John Kirby von CNN und anderen US-Medien zitiert.

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