nd-aktuell.de / 17.01.2012 / Politik / Seite 20

Phobos-Trümmer stürzen ins Meer

Marsmondsonde kam nicht über Erdumlaufbahn hinaus

Trümmer der defekten russischen Raumsonde »Phobos-Grunt« sind in den Pazifik gestürzt. Die beim Eintritt in die Atmosphäre nicht verglühten Teile des 120 Millionen Euro teuren Apparats seien am Sonntagabend MEZ in den Ozean gefallen, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Alexej Solotuchin. Einheiten der militärischen Weltraumaufklärung hätten den Absturz von Bodenstationen aus registriert, erklärte Solotuchin. Die Sondentrümmer seien in den Südpazifik gefallen, präzisierte der Sprecher der Europäischen Weltraumagentur ESA in Darmstadt, Bernhard von Weyhe, mit Verweis auf russische Quellen.

Nach ESA-Schätzungen seien Trümmerteile von 200 bis 300 Kilogramm Gewicht durch die Erdatmosphäre gelangt. Vom radioaktiven Kobalt in der Sonde gehe keinerlei Gefahr aus. »Es waren nur einige Mikrogramm (Millionstel Gramm) Kobalt in einem Messgerät«, so von Weyhe. »Das ist eine absolut unbedeutende Menge. Da kommt nichts Messbares unten an. Pro Jahr fällt einige Dutzend Mal Weltraummüll auf die Erde, der nicht komplett in der Atmosphäre verglüht.« Die taumelnde Sonde »Phobos-Grunt« habe erneut gezeigt, dass Europa ein koordiniertes europäisches Beobachtungssystem zur Datenerhebung im Weltall benötige. »Derzeit sind wir zu einem Großteil auf Daten des US-Militärs angewiesen«, sagte der Experte. Das künftige europäische System sollte enger vernetzte Daten liefern über Asteroiden in Erdnähe, die Sonnenaktivität und Weltraummüll.

Die tonnenschwere Marsmond-sonde war nach dem Fehlstart im November nicht in die gewünschte Richtung geflogen, sondern kreiste in immer engeren Bahnen um die Erde. Die Giftstoffe im tonnenschweren Treibstofftank sowie das radioaktive Kobalt in einer Menge von rund 10 Mikrogramm an Bord sollten laut der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos verbrennen oder verglühen. Demnach wurde die rund 13,5 Tonnen schwere Raumsonde beim Eintritt in die Atmosphäre von der Hitze zerrissen. Der Großteil der Fracht war Treibstoff für die auf zweieinhalb Jahre angelegte Mission zum Marsmond Phobos. Die Sonde enthielt auch Metallteile von insgesamt zwei Tonnen.

»Phobos-Grunt« war am 9. November 2011 vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet und sollte bis 2014 im All bleiben, den Marsmond Phobos erforschen sowie Proben mit zur Erde bringen. Wegen einer technisch bislang nicht vollständig geklärten Panne am Motor kam die Raumsonde aber nicht über die Erdumlaufbahn hinaus. dpa