nd-aktuell.de / 26.01.2012 / Politik / Seite 14

Dessau will keinen Nazi-Aufmarsch dulden

Breites Protestbündnis mobilisiert für den 10. März

Dessau-Roßlau (epd/nd). Ein breites gesellschaftliches Bündnis hat für den 10. März zum friedlichen Protest gegen einen Aufmarsch von Neonazis in Dessau-Roßlau aufgerufen. Geplant seien Kundgebungen, Mahnwachen, kulturelle Angebote und ein zentrales Bühnenprogramm, teilte das »Netzwerk Gelebte Demokratie« am Mittwoch in der sachsen-anhaltischen Stadt mit. Anlass des Neonazi-Aufmarschs ist der schwerste Bombenangriff auf Dessau im Zweiten Weltkrieg am 7. März 1945.

Das »Netzwerk« warf Rechtsextremisten und sogenannten Kameradschaften vor, anlässlich des Jahrestages der Luftangriffs »ihre geschichtsrevisionistische Welt-sicht zu verbreiten«.

Nicht zuletzt die schrecklichen Ereignisse im Zusammenhang mit der Neonazi-Terrorzelle und den Aktivitäten des »Nationalsozialistischen Untergrunds« machten erneut deutlich, wie nötig der Widerstand »gegen diesen menschverachtenden Hass« sei, hieß es. Für den rechten Aufzug der Neonazis, der nach jetzigem Stand am Hauptbahnhof beginnen soll, wurden nach Polizeiangaben 200 bis 250 Teilnehmer angemeldet.

Das »Netzwerk Gelebte Demokratie« wurde 2009 von Vertretern der Stadtverwaltung, der Kirchen, einer Bildungseinrichtung, des Anhaltischen Theaters, der Staatsanwaltschaft, der Polizei und einer Gewerkschaft gegründet.

Für den eigentlichen Gedenktag, den 7. März, ist traditionell ein Gedenkgottesdienst in der evangelischen Pauluskirche vorgesehen. Im Anschluss sollen um 21.45 Uhr, dem Beginn der damaligen Bombenabwürfe, die Kirchenglocken in der Stadt geläutet werden. Dessau war von 1940 bis 1945 Ziel von mehreren alliierten Luftangriffen. Der schwerste forderte am 7. März 1945 rund 700 Todesopfer, außerdem wurde ein Großteil der Innenstadt zerstört.