Grundsätzlich erwartet Grube in den kommenden Jahren hohe Wachstumsraten, bereits jetzt gebe es einen Fahrgastrekord im öffentlichen Verkehr und steigende Nachfrage nach umweltfreundlicher Mobilität. Auch sinke bei der jüngeren Generation die Bedeutung des eigenen Autos.
Reichlich Eigenlob spendete sich Grube für die »Fünf-Minuten-Pünktlichkeit«, die sich im Dezember um rund acht Prozent gegenüber November auf 84,5 Prozent bei den Fernzügen und im Nahverkehr auf 94 Prozent verbesserte. Fast 94 Prozent aller Züge der Deutschen Bahn kamen pünktlich oder nur um bis zu 5,9 Minuten verspätet auf dem Zielbahnhof an. Freilich halfen dabei der ausgebliebene Winter und die Berücksichtigung der Baufahrpläne. Beispielsweise sind die Reisezeiten im ICE Berlin - Frankfurt (Main) wegen Arbeiten an den Stellwerken zwischen Hannover und Göttingen um 20 Minuten verlängert worden. Auch mit weichen Fahrplänen lässt sich Pünktlichkeit herbeizaubern.
Ohne Zahlen zu nennen räumte Grube ein, dass die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und weltweit nur schwer einzuschätzen sei. Der Bahnvorstand rechnet mit abgeschwächtem Wachstum, sieht es andererseits als Schwerpunkt an, Schulden abzubauen und die Eigenkapitalquote zu erhöhen, um zu investieren. In den nächsten fünf Jahren sollen die Bruttoinvestitionen um 3,5 Milliarden Euro, also bis 2016 auf 49,5 Milliarden Euro erhöht werden. Zwei Drittel davon werden in die Anlagen gesteckt, auch um - was Grube nicht sagte - weiter Personal abzubauen. Der Rest wird für Fahrzeuge ausgegeben.
Zum vom Bahnchef ständig zitierten »Brot-und-Butter-Geschäft« gehörten die Zufriedenheit von Kunden und Beschäftigten. Danach werde auch der Konzernvorstand vergütet. Wie eine kürzlich organisierte Umfrage unter Mitarbeitern ergab, sind diese allerdings nur mäßig mit dem Unternehmen zufrieden, mit einigen Führungskräften überhaupt nicht.
Das soll sich auch durch einen Service-Tag ändern, »der jetzt für alle Führungskräfte Pflicht ist«, so Grube. Er selbst begann mit dem Kaffeeservieren in der 1. Klasse eines ICE, steht aber auch einen halben Tag in einem Reisezentrum oder lässt sich in einer Werkstatt beschäftigen. Dieser Kontakt mit den Beschäftigten wird vielleicht manche Entscheidung realistischer oder auch fragwürdiger erscheinen lassen. Ob Grubes Selbstverpflichtung, »künftig rund 50 Prozent meiner Zeit mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Regionen« zu verbringen, die Situation verbessert, wird sich zeigen.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/216715.die-chefs-gehen-in-die-produktion.html