Die große Not

Fotoausstellung in Kolumbien

  • Lesedauer: 2 Min.

Im kolumbianischen Medellin, Hauptort des Drogenhandels und Stadt der landesweit höchsten Gewalt-Rate, werben Porträt-Bilder für Recht und Gesetz. 23 Fotografen verteilten ihre Werke in der Stadt: »Helden ohne Grenzen« - eine Kunstaktion gegen Kinderhandel, Verschleppung von Minderjährigen, Sklavenarbeit.

Es sind schreiende, flehende, zornige Fotos. Das rüttelnde bildliche Signal wirft sich übergroß in den Blick der Vorübergehenden - wo es doch um die Rettung jenes Winzigsten, Übersehbarsten geht, das ständig achtlos zertreten wird: der Menschenseele.

Um Leid und Unrecht ins Blickfeld zu nehmen, reicht die gleiche Augenhöhe mit den Problemen längst nicht mehr - Wahrnehmung bedarf der auffälligen Steigerung. Die Fotos beschwören die helfende Nähe zum schwachen, ohnmächtigen Menschen, aber ihre Wirkung entfaltet sich erst aus der Distanz. Man sieht sich zum Zurückweichen genötigt - um zu erkennen. Als müsse man sich über die Wirklichkeit erheben, um sie zu begreifen und von ihr getroffen zu sein. »Erst vom Mond herab offenbart sich die klare Sicht auf das, was wir tun«, so Heiner Müller.

Diese Bilder sprengen das Stadtbild auf, auch sie sind gemacht für den Blick von oben. Für die, die alles nur überfliegen, auch die Nachrichten vom Elend. Über den Umweg der Fremdheit - die Fotos gehören nicht in die Geografie - zeigt sich, was man tagtäglich übersieht, wovon man gedankenlos absieht, durch wie viele Bitterkeiten man ungerührt hindurchsieht. hds


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