Pop meets Abstraktion

Wilhelm Sasnal

  • Barbara Reitter
  • Lesedauer: 2 Min.
»Anka in Tokyo«, 2006, Öl auf Lw
»Anka in Tokyo«, 2006, Öl auf Lw

Vielgestaltigkeit ist sein Programm. Grundverschiedene malerische Stile und unterschiedliche motivische Plots sind sein Markenzeichen. Denn auf Wiedererkennbarkeit kommt es Wilhelm Sasnal (Jahrgang 1972) bei seinen heterogenen Bildfindungen nicht an - weder in seiner Malerei, noch in den Filmen oder Videoarbeiten. Damit steht der junge Pole nicht allein, der seit einigen Jahren international als Shooting Star gehandelt wird und in seiner Heimat schon längst zu den bedeutendsten Künstlern der jüngeren Generation zählt.

Mit der großen Werkschau gibt das Haus aus der Kunst in München jetzt anhand von 60 Arbeiten einen breiten Überblick über die Jahre der Studienzeit bis heute. Nach dem Abschluss von Architektur- und Kunststudium in Krakau arbeitete er zunächst mit der Künstlergruppe »ladnie« (dt. »hübsch«) zusammen. Es ging ihnen um die malerische Erfassung von Alltagsgegenständen und populären Bild-Klischees im Stil eines subjektiven Realismus. Sie wollten der sich rasant verändernden polnischen Gesellschaft adäquate Bilder geben.

Sasnal ist diesem Impetus treu geblieben, entwickelte jedoch in der Folge eine große Spannbreite von malerischen Möglichkeiten, die von den Methoden illustrativer Gebrauchskunst bis zur Pop Art eines Roy Lichtenstein, von romantischen Reminiszenzen bis zur Abstraktion reichen. Jenseits des Motivs geht es ihm immer um die Malerei an sich. Seine Inspirationen kommen überwiegend aus den Medien: Pressefotos und Fernsehbilder, wissenschaftliche Publikationen oder Kinderbücher, selbst eigene Aufnahmen von Reisen, aber auch Idole der Popkultur oder historische Gestalten werden in unterschiedlichsten Techniken verarbeitet.

Obwohl Wilhelm Sasnal selbst eklektizistisch die Kunsthistorie, die Alten Meister ausbeutet, kehren bestimmte Themenkreise immer wieder. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit der Geschichte Polens, das sich nach dem Zweiten Weltkrieg nur als Opfer, nie als Täter sah. Basierend auf dem Polit-Comic »Maus« von Art Spiegelman, der Juden als Mäuse und Polen als Schweine zeichnete, entstand die kritische »Maus«-Serie.

Bei den jüngsten Werken konzentriert sich Sasnal wieder auf Momente seines Alltags: Sie zeigen mal den Rücken seiner Freundin, dann wieder ein mit groben Strichen reproduziertes Plattencover oder einen simplen Küchenstuhl. Mal präzis erfasst, dann wieder bis zur Unkenntlichkeit aufgelöst. Doch was immer er schwarz-weiß oder farbig fixiert: Wilhelm Sasnal verführt den Betrachter durch die distanzierte »Coolness« seiner Bilder.

(bis 13.5., Mo-So 10-20, Do bis 22 Uhr; Katalog)

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