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Ein Sumpf von Korruption

In Bayern weiten sich Wölfl-Ermittlungen aus

  • André Jahnke, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Er war über die Parteigrenzen hinweg beliebt. Umso mehr erschütterte im Sommer 2011 der Selbstmord des CSU-Landrats Heinz Wölfl aus Regen im Bayerischen Wald die Menschen. Von seinem einstigen hohen Ansehen ist nichts geblieben. Es besteht Korruptionsverdacht.

Deggendorf/Regen. Er war eine politische Institution im Bayerischen Wald: Der langjährige Regener Landrat Heinz Wölfl wurde von der Bevölkerung geliebt und vom politischen Gegner geachtet. Doch nach seinem Selbstmord im vergangenen Sommer versinkt dieses Bild immer mehr in einem Sumpf von Korruption und immensen Spielschulden.

Bisheriger Höhepunkt in der Affäre: In dieser Woche durchsuchten 130 Polizeibeamte das Landratsamt Regen, mehr als 30 Büros und Wohnungen von Unternehmern und Selbstständigen aus der Region sowie ein Objekt in Nordrhein-Westfalen.

Tod am Baum

Rückblick: Der 58 Jahre alte CSU-Politiker rast mit seinem Wagen in der Nacht zum 17. August 2011 gegen einen Baum. Er stirbt noch im Unfallauto. Als jedoch Abschiedsbriefe des dreifachen Vaters auftauchen, in denen er sich bei seinen Gläubigern entschuldigt, kommen erste Korruptionsvorwürfe auf. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Suizid aus und prüft, ob Unternehmer aus der Region an Wölfl Bestechungsgelder gezahlt haben.

Wie die Leitende Oberstaatsanwältin in Deggendorf, Kunigunde Schwaiberger, der Nachrichtenagentur dpa bestätigte, hatte er rund eine Million Euro Schulden. Das Geld soll er sich nicht nur von Bekannten und Unternehmern geliehen und dann verspielt haben. In einem anonymen Schreiben im Spätsommer wurden schwere Vorwürfe gegen Wölfl erhoben. So soll er Schmiergeld von einem Unternehmer verlangt haben, der eine Genehmigung für den Bau eines Supermarkts brauchte. Zudem soll er sich von einem Bauunternehmer eine sechsstellige Summe geliehen haben, der sich dafür angeblich Entgegenkommen beim Kauf eines Grundstücks erhoffte.

Wölfl galt im niederbayerischen Regen als nahezu unantastbar. Zunächst war er mehr als zehn Jahre lang Bürgermeister, ehe er 1994 Landrat wurde. 2002 und 2008 wurde er jeweils ohne Gegenkandidaten wiedergewählt. Regierungschef Horst Seehofer würdigte Wölfl kurz nach dessen Tod: »Er hat mit großem Einsatz und eindrücklichem Engagement für die Belange seiner niederbayerischen Heimat gekämpft.«

Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt etwas von den finanziellen Problemen. Öffentlich wurden nur die politischen Erfolge Wölfls und ein lukrativer Fernsehauftritt. 2007 gewann Wölfl gemeinsam mit seinem Amtskollegen aus dem Landkreis Dingolfing-Landau, Heinrich Trapp (SPD), bei der ARD-Show »Das Quiz« als parteipolitisch gemischtes Doppel 30 000 Euro.

Nachfolger von der SPD

Geblieben ist von den Erfolgen nichts mehr. Auch Wölfls politisches Erbe ist untergegangen. Bei der Neuwahl des Regener Landrats setzte sich der SPD-Kandidat durch, der erst 27 Jahre alte Michael Adam. Er und seine Mitarbeiter wären froh, wenn die Ermittlungen bald einen Abschluss fänden. »Es wird Zeit, dass wir endlich zur Normalität zurückkehren«, sagt der Sprecher der Kreisbehörde, Anton Weghofer. Doch das dürfte noch lange dauern.

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