nd-aktuell.de / 06.02.2012 / Politik / Seite 5

International gegen Uranabbau

Anti-Atom-Bewegung bereitet zwei weltweite Aktionstage vor

Bernhard Clasen, Münster
Anti-Atomkraft-Initiativen aus aller Welt wollen in diesem Jahr den Uranabbau in den Mittelpunkt ihrer Proteste rücken.

Polnische, deutsche, russische, türkische, niederländische und afrikanische Atomkraftgegner wollen enger zusammenarbeiten. An gemeinsam organisierten internationalen Aktionstagen soll eine weltweite Stilllegung der Uranindustrie gefordert, sollen die Machenschaften von Atomkonzernen wie Rosatom, Areva, RWE, E.on und Urenco aufgedeckt werden. Ein afrikanischer Atomkraftgegner wird auf einer Vortragsreise über die verheerenden Folgen des Uranabbaus informieren. Darauf einigten sich am Wochenende über 200 Anti-Atom-Aktivisten und Dutzende von Umweltorganisationen aus dem In- und Ausland auf der Urankonferenz im westfälischen Münster.

Inhaltlicher Schwerpunkt der Konferenz war der Uranabbau. Die Umweltbewegung, so Udo Buchholz vom Arbeitskreis Umwelt Gronau, habe in der Vergangenheit Atomtransporte gestoppt. Mit der Konferenz wolle man die öffentliche Aufmerksamkeit auf den gesamten Uranzyklus, einschließlich des Abbaus, richten. Gleichzeitig, so Mitveranstalter Matthias Eickhoff, habe man mit der Konferenz eine Grundlage für internationale Aktionen geschaffen.

Uran, der Stoff, aus dem die strahlenden Träume der Atomwirtschaft sind, ist weltweit nach wie vor heiß begehrt. Zwar sei der Bedarf nach Fukushima um ungefähr zehn Prozent gesunken, wie Peter Diehl, Experte vom World Information Service on Energy, berichtete, doch die Suche nach neuen Vorkommen gehe weiter.

Auch dem russischen Atomkonzern Rosatom, so Vladimir Slivjak von der Umweltgruppe »Ecodefense«, werde bereits in vier Jahren ein Uran-Defizit ins Haus stehen. Zwar gebe es im russischen Norden noch nicht ausgebeutete Vorkommen. Diese ließen sich jedoch aus technischen Gründen frühestens 2020 ausbeuten. Vor diesem Hintergrund kaufe sich die russische Atomwirtschaft weltweit in Uranminen ein.

Wie ein roter Faden zog sich die Bitte »Wir brauchen eure Unterstützung« durch die Wortbeiträge der Redner. Türkische Umweltgruppen baten russische Umweltschützer um Unterstützung gegen die vom russischen Atomkonzern Rosatom geplanten AKW in der Türkei. Polnische Grüne baten Fachleute aus Deutschland und Niger, in Polen über die ökologischen Folgen von Uranabbau zu sprechen, Umweltgruppen aus Deutschland baten ihre russischen Kollegen um weitere Informationen zu den Aktivitäten von Rosatom, ein niederländischer Aktivist bedankte sich bei Umweltorganisationen aus dem Ausland für die rege Teilnahme an Aktionen gegen das Atomkraftwerk Borssele. Diesen Protesten sei es zu verdanken, dass die Pläne für einen weiteren Reaktorblock zunächst auf Eis gelegt wurden.

In diesem Jahr will die Anti-Atom-Bewegung an zwei Tagen weltweit auf die Straße gehen: am 11. März, dem Jahrestag der Katastrophe von Fukushima, und am 29. September, dem Jahrestag der ersten Katastrophe der Atomwirtschaft: 1957 hatte eine Explosion in der Plutoniumfabrik Majak am Ural große Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt, darunter Isotope wie Strontium-90, Cäsium-137 und Plutonium-239.