Mit Lärm gegen Lärm

Getrommelt und gepfiffen - lautstarker Protest im Flughafen Schönefeld

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa). Mehrere Hundert Fluglärmgegner aus Berlin und dem Umland haben am Samstag in der Abflughalle des alten Flughafens Berlin-Schönefeld protestiert. Sie hielten Plakate hoch, musizierten und sangen lautstark. »Es war eine Superstimmung«, sagte ein Sprecher der Bürgerinitiative Biss Spandau. Im Flughafen Frankfurt/Main protestierten am selben Tag Tausende gegen Fluglärm. Die nächste große Aktion in Berlin ist für den 25. Februar geplant.

»Man merkt deutlich, dass sich die Fluglärmgegner und die Menschen, die sich für Nachtruhe einsetzen, bundesweit organisieren, um bei der Politik Gehör zu finden«, sagte der Sprecher. Nach seiner Schätzung waren es in Schönefeld 500 bis 600 Teilnehmer. Die Polizei sprach von etwa 300 Leuten. Die Veranstaltung verlief ohne Zwischenfälle, wie ein Polizeisprecher in Frankfurt (Oder) sagte. Passagiere konnten trotz der Veranstaltung die Halle passieren. Der neue Flughafen »Willy Brandt« soll am 3. Juni in Betrieb gehen.

Die Kritiker des Flughafens bangen um ihre Ruhe und rechnen mit starken Lärmbelästigungen. Sie fordern deshalb ein absolutes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr. Zudem wird befürchtet, dass der Flughafen weiter zu einem internationalen Drehkreuz mit noch mehr Starts und Landungen ausgebaut werden könnte. Nach den aktuellen Flugrouten ist Blankenfelde-Mahlow am stärksten von Fluglärm betroffen. Der Ort will sich juristisch wehren.

Das Umweltbundesamt hatte beim Ausbau von Flughäfen in Deutschland angemahnt, alle Möglichkeiten zur Lärmminderung auszuschöpfen. Aus seiner Sicht ist ein Nachtflugverbot an stadtnahen Flughäfen von 22 bis 6 Uhr notwendig. Derzeit soll zwischen Mitternacht und 5 Uhr am Flughafen Ruhe herrschen.

Nach Ansicht des Epidemiologen Eberhard Greiser ist sich die Wissenschaft mittlerweile einig, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Fluglärm und Herz- und Kreislaufkrankheiten besteht. »Das heißt: Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche und coronale Herzkrankheiten«, sagte Greiser am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Fluglärm sei vor allem nachts schädlich. Für eine Studie über die Auswirkungen von Fluglärm hatte Greiser Daten von einer Million Versicherten aus dem Raum Köln/Bonn ausgewertet.

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