Pilze gegen Obstfäule

Mecklenburger Forscher wollen chemische Pflanzenschutzmittel ersetzen

  • Grit Büttner, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Millionen Tonnen Obst, Gemüse und Getreide werden bisher für Transport und Lagerung mit chemischen Pflanzenschutzmitteln haltbar gemacht. Nun setzen Mecklenburger Forscher dafür auf ungiftige Gase eines südamerikanischen Pilzes.

Wismar. Mit natürlichen Pilzgasen statt der chemischen Keule wollen Mecklenburger Forscher künftig gegen gefährliche Erreger auf Obst, Gemüse und Getreide vorgehen. Für ein zweijähriges Forschungsprojekt der Prophyta Biologischer Pflanzenschutz GmbH und der Hochschule Wismar hat Landeswirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) dieser Tage EU-Förderbescheide in Höhe von insgesamt 132 000 Euro überreicht.

Unternehmen und Wissenschaftler entwickeln gemeinsam ein Verfahren, die Stoffwechselgase des ursprünglich in Südamerika entdeckten Pilzes »Muscodor albus« industriell herstellen und als umweltfreundliches Fungizid weltweit auf den Markt bringen zu können, wie Prophyta-Geschäftsführer Peter Lüth erklärte.

Die EU plant bis zum Jahr 2013 eine Reduzierung der chemischen Pflanzenschutzmittel um mindestens 50 Prozent gegenüber 2005, wie das Wirtschaftsministerium erklärte. Derzeit würden jährlich Milliarden Tonnen Obst und Gemüse weltweit eingelagert, verschifft und transportiert. Zum Schutz vor Pilzen, Keimen und Bakterien würden die Nahrungsmittel mit chemischen Substanzen begast oder behandelt. Umweltfreundlicher indes seien biologische Mittel auf Basis von Mikroorganismen, sagte Johannes Jehle vom Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Julius Kühn-Institut (JKI) der dpa. »Diese ungiftige Methodik ist völlig ungefährlich für Mensch und Umwelt«, erklärte der Experte.

Prophyta mit Sitz in Malchow auf der Insel Poel wurde 1992 gegründet. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vermarktet biologische Präparate auf Basis lebender Mikroorganismen wie Pilzen, um chemische Schutzmittel zurückzudrängen. In Wismar werden jährlich unter anderem rund 350 Tonnen eines aus Pilzsporen gewonnenen Granulats hergestellt. Das biologische Fungizid »Contans WG« kommt seit Jahren in den USA und der Europäischen Union auf Raps-, Blumen-, Salatfeldern gegen eine Pflanzenfäule zum Einsatz. Das Präparat trage zur natürlichen Gesundung von Ackerböden bei, erklärte Agrarwissenschaftler Peter Lüth. Für seine Erfindung wurde er im Jahr 2002 mit dem Deutschen Umweltpreis geehrt.

Das neue Pilzgas könnte auch Bananen auf natürliche Weise vor Fäulnis bewahren, hofft Lüth. Jährlich gingen weltweit rund zehn Millionen Tonnen Bananen aus den Hauptanbaugebieten etwa in Südamerika auf die Reise rund um den Erdball. Damit die Früchte sicher und appetitlich beim Verbraucher ankommen, würden sie vor dem Transport in chemische Substanzen getaucht. Diese Mittel könnten problemlos durch das neue biologische Gas ersetzt werden, hofft der Wismarer Wissenschaftler.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal