Steife Straßen, starker Regen und grauer Himmel: Niemand ist zu sehen. Doch auf einmal bricht die Stille: Orangen fallen die Straßen runter. Es sind mehr und mehr bunte Orangen. Sie werden immer lauter. Wir sind im Tunisien, Januar 2011: Der Regisseur Tony Gatlif erinnert an den Gemüsehändler Mohamed Bouazizi, der sich vor einem Monat angezündet hatte.
Die Musik wird lauter: Wir sind jetzt auf den Pariser Straßen, leere Bettstellen ziehen nacheinander an die Kamera vorbei. Wegschauen ist nicht möglich, aber schon geht die Kamera weiter, bei den Protestbewegungen "real democracy" am Opéra Bastille. Die Zuschauer blicken auf Frankreich mit den Augen einer jungen Straßenfrau: Die französischen Medien schreiben nur noch über die Krise, die Stimmung ist mies, Diktatur der Finanzmärkte statt Frieden und Demokratie.
Zwischendurch werden Zitate aus dem Büchlein "Empört Euch!" von Stéphane Hessel auf die Leinwand gesprayt: Schließlich sollte der Film eine Verlängerung des Bestsellers sein.
Geschnappt: Die junge illegale Einwanderin wird nach Griechenland geschickt, da sind ihre Fingerabdrücke gefunden worden. Wir sind in Patras, einer Stadt im Kriegszustand: Tausende Flüchlinge, Aufenhaltsgenehmigung, Abschiebung, Gewalt. In dieser Zeit gehen in Athen die Bürger auf die Straßen. Die Musik wirkt betäubend. Die junge Betty zieht nach Spanien weiter: Puerta del Sol in Madrid. Da demonstriert eine Menge junger Leute. Die Sonne scheint, alles ist bunt, Musik inklusiv. Betty wirft ihre Tasche weg und läuft mit. Aber wohin?
Der Film zeigt viele Bilder aus der Bewegung "Indignados". Die Menschen sind wahr und fröhlich, die Trommel laut. Die Kamera springt von einem Thema zum anderen, von einem Ort zum anderen. Vieles wird zwischendurch inszeniert. Eine Dose rollt und rollt zum Beispiel auf die Straßen, ganz allein: Symbol der Konsumgesellschaft auf der Suche nach dem Lebenssinn oder Irrfahrt und Einsamkeit der illegalen Einwanderern Europas?
Die Botschaft des Filmes ist nicht klar. Geht es um eine Würdigung, vielleicht sogar um einen Aufruf zur gewaltfreie Revolution? Es ist aber keine Doku. Ist es dann eine Widerspiegelung unserer Zeit, welche wir den nächsten Generationen gerne zeigen werden? Es ist aber keine Doku.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/218231.indignados-bunte-bilder-einer-revolution-n-und-dann.html