nd-aktuell.de / 14.02.2012 / Politik / Seite 6

Saurer Hering bei der NPD

Rechtsextreme planen Aschermittwoch-Wahlkampf-Feier im saarländischen Völklingen

René Heilig
Während Rechtsextremisten in Sachsen und Thüringen inzwischen Kneipen heimlich kaufen müssen, um ihre Treffen zu organisieren, nutzt die NPD Saar die Kulturhalle Völklingen für ihren Wahlkampf-Aschermittwoch.

22. Februar, Kulturhalle in Völklingen - die NPD Saar lädt ein zum Politischen Aschermittwoch. Eintritt frei. Wer zwei Euro berappt, kann Hering essen. Hering bei der NPD? Ist nicht jedermanns Sache. Und so fragt in Facebook ein Sascha Wagner: »Gibt es auch was anderes wie Fisch?«

Klar gibt es das. Da kann man auch Frank Franz, den Landesvorsitzenden und Pressesprecher der Bundes-NPD hören, der Udo Pastörs, den Fraktionschef der NPD aus Mecklenburg-Vorpommern, als Gastredner ansagen wird. Der Auftritt in einer Stadt, in der ein ganzer Stadtteil nach dem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilten Wehrwirtschaftsführer Hermann Röchling benannt ist, wird Pastörs gefallen. Er braucht Seelenmassage, denn in seinem hohen Norden wird er als »Klappspaten« verspottet und im Schweriner Landtag hört keiner hin, wenn er zu seinen Tiraden anhebt.

Kurzum, Sascha Wagner, der im Bundesvorstand der Jungen Nationaldemokraten sitzt, in der sächsischen NPD-Fraktion arbeitet und Vizechef der NPD Rheinland-Pfalz ist, braucht keine Sorge zu haben, dass ihm etwas serviert wird, das nicht nach seinem Geschmack ist. Andere finden das angekündigte Menü (mit Verlaub) »zum Kotzen«. Und so haben Einwohner der Stadt dem Oberbürgermeister Klaus Lorig mehrfach zu verstehen gegeben, dass sie auch in der »närrischen Zeit« nicht tatenlos zuschauen wollen, wenn die NPD, die den ideologischen Boden für Nazi-Terrorzellen bereitet, Wahlkampf macht.

Womöglich erinnert sich der Oberbürgermeister ja an seine hehren Worte, als er mit Bürgern der Stadt das Projekt »Stolpersteine« initiierte. Angeregt durch die bereits in vielen saarländischen Städten und Gemeinden verlegten Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunther Demnig wollte man solche auch in Völklingen auf den Weg bringen, um so den Blick auf die Opfer des Hitlerfaschismus zu lenken und sie zu ehren. Bei der Vorstellung des Projekts nannte Oberbürgermeister Lorig das Vorhaben eine »Aktion gegen das Vergessen«.

NPD-Franz dagegen tönt, es sei ihm »völlig unverständlich«, dass Völklingen, das an allen Ecken und Enden sparen müsse, solch einen Firlefanz finanziert. »Es kann doch nicht angehen, dass jeder den Anspruch erhebt, für seine Gedenkidee Jubel zu ernten. Uns soll schon jetzt an jeder Ecke eingetrichtert werden, wir seien ein böswilliges Tätervolk. Da brauchen wir beim besten Willen nicht auch noch Stolpersteine.«

Der »widerständige« OB teilte inzwischen mit, dass es an besagtem Aschermittwoch in der Kulturhalle keinen Hausmeister gebe. Ist das schon Widerstand oder noch nur Alibi?